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Wilder Freiger
Wilder Freiger, 3.418m

Geführte Nebeltour während der DAV-Ausbildung "Gletschertouren"

Datum: 02.07.2005
Hochtour
Gipfel:
  • Wilder Freiger, 3.418m
Stubaier Alpen
Anspruch: PD
Ausgangspunkt: Sulzenauhütte
Dauer: 13:00h
Aufstieg: 1.200hm
Mit dabei:
  • Ralf
  • Weitere
Wir starten um 6:00Uhr bei trockenem aber bewölktem Wetter von der Sulzenauhütte in Richtung Grünausee und Seescharte auf dem einfachen Normalweg zum Wilden Freiger. Unser Bergführer Sigi hatte von interessanteren Alternativwegen (Leo-Schöpf-Weg, Lübecker Weg) abgeraten und in der Tat, die Fähigkeiten und Erfahrungen in der Gruppe waren zu heterogen, um mehr als den Normalweg zu bewältigen. Die ersten 2h gehen über schönes Wandergelände. Leider wird es immer kälter und nebliger und auf ca. 2.500m fängt es an zu schneien. Ca. 100hm unterhalb der Seescharte führt der Aufstieg über ein Firnfeld (ca. 25-30Grad), das wir im Gänsemarsch mit Pickel nehmen. Ich gehe ganz hinten in den festen ausgetretenen Stufen und spare meine Kräfte. Ab der Seescharte ist die Sicht nahe Null (30-50m). Der markierte Weg führt über leichtes Blockgelände, im Nebel werden die Steinmännersuche und die Überquerung einiger Firnfelder zur Orientierungs-Herausforderung. Gegen 10:00Uhr machen wir Rast unterhalb des Gamsspitzls. Nur nicht auskühlen wie am Vortag! Nach der Pause startet Sigi ohne Kommentar Richtung Gamsspitzl hoch, mir ist klar, dass er damit das Minimalziel "Dreistausender" abhaken will, der Freiger ist also gestorben. Nach 20min Blockkletterei stehen wir oben (3.052m). "Ein übler Schutthaufen" ist Ralfs Kommentar, dem ist nichts hinzuzufügen. Null Sicht, Schneefall. Auf dem Abstieg zeigt sich, dass unsere "Unerfahrenen" erhebliche Probleme haben, vor allem Peter, der den wenig ausgesetzten Gipfelgrat im Sitzen bewältigen muss. Am Fuß des Gamspitzlgrats steigen wir in ein Firnfeld ein, die Sicht ist null, fast ein Whiteout. Allein hätte ich allerspätestens hier abbrechen müssen. Instinktsicher wählt Sigi nach einigen 100m einen Steilhang zum Aufstieg (30Grad mit Pickel, supercool, ich staune, was ich mich traue) und wir treffen tatsächlich genau auf den markierten Gratsteig, der uns auf den Freigerferner führen wird. Es geht ca. 45min über den Grat, obwohl teilweise etwas ausgesetzt (ähnlich Watzmanngrat) mit Eis und Neuschnee, komme ich da ganz locker drüber, wie auch der Rest der Gruppe. Wir stehen am Einstieg zum Gletscher. Totaler Whiteout, nichts zu erkennen. Wir seilen an, ich führe, gehe nach Marschzahl und versuche einen Felsen zu finden, der unseren Wendepunkt Richtung Nordwesten markiert. Ich habe überhaupt keinen Peil, Wind und Schnee peitschen ins Gesicht, null Orientierung, langsam kann ich verstehen, wie Leute am Everest 100m vor den Zelten erfrieren. Der Felsen, den ich finde, ist der Falsche. Sigi übernimmt die Führung, wir umgehen ein Eisfeld, Sigi spurt in hartem Firn mit großem Tempo in der Falline nach oben. Es reißt für Sekunden auf und wir sehen der Freiger kurz neben uns aufblitzen. Alles klar! Steigeisen an und weiter. Inzwischen sind zwei weitere Seilschaften neben uns. Am Vorgipfel lässt Sigi uns abseilen. "Geht's hoch", sagt er zu Ralf und mir, "wär ja noch schöner wenn die Euch überholen". Vorbei an einer verfallenen Schutzhütte steigen wir an der Gratschneide von Süden auf den Freiger, Fels und tiefer Schnee. Mit den völlig überflüssigen Steigeisen stapfe und eiere ich ziemlich rum und zerreiße mit den Zacken meine schöne Tourenhose. Weiter, Tempo, Axel schließt auf, wir stehen gegen 13:45Uhr auf dem Gipfel! Null Sicht, aber glücklich. Wir bleiben ca. 20min oben, es wird immer voller, insgesamt 3 Seilschaften sind oben. Sigi beschließt über den Nordostgrat auf einer komplett erneuerten Klettersteiganlage Richtung Müllerhütte abzusteigen, denn so sparen wir uns den Weg zurück zum Vorgipfel. Improvisiertes Klettersteigset mit Bandschlinge und los geht’s, anfangs mit etwas Bammel, dann aber immer lockerer, weiterhin null Sicht. Ralf und ich vorne, dann Axel und Sebastian, Sigi führt Peter, der große Probleme hat, am kurzen Seil. Es reißt kurz auf, man erkennt den Lübecker Weg, der eine schöne Abkürzung wäre, Sigi winkt aber wegen Peter ab. Nach ca. 1h Kletterei erreichen wir den Einstieg in den Gletscher zur Müllerhütte. Null Sicht, wir lassen die beiden anderen Seilschaften vor und hängen uns hinten dran. Immer wieder Stau. Wir machen eine kurze unmotivierte Übung zur Spaltenbergung im Mannschaftszug. Eine halbe Stunde später gegen 16:00Uhr erreichen wir die Müllerhütte, es hat aufgerissen, ein Traum! Kurze Pause für Spezi und Kuchen, Sigi sprintet davon und erkundet den Klettersteig vom Pfaffennieder hinunter zur Fernerstube. Nach 20min ist er wieder da, ein Konditionswunder. Er schickt Ralf und mich vor, um sich besser um die Schwächeren zu kümmern. Ein steiles, langes Firnfeld (45Grad, 100m) quere ich inzwischen ohne Probleme, 20min Blockkletterei und wir stehen am Eingang des Klettersteigs. Hier ist echtes Absturzgelände. Mit improvisiertem Set geht es langsam und konzentriert runter. Alle packen das recht gut. Dann gut 1h Hatsch in der Seilschaft über den Gletscher, danach nochmal nervende 1,5h über Schutt und Moränen zur Hütte, die wir kurz vor 19:00Uhr erreichen. Obwohl 1h zu spät, bekommen wir noch Abendessen.