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Zuckerhütl Wilder Pfaff
Zuckerhütl, 3.507m

Erste selbst geführte, ernsthafte Gletschertour

Datum: 04.07.2005
Hochtour
Gipfel:
  • Zuckerhütl, 3.507m
  • Wilder Pfaff, 3.456m
Stubaier Alpen
Anspruch: PD+
Ausgangspunkt: Müllerhütte
Dauer: h
Aufstieg: 950hm
Mit dabei:
  • Ralf
3.7.05: Lange war es fraglich, ob Ralf und ich das Zuckerhütl von unserem Ausbildungsstandort Sulzenauhütte überhaupt begehen könnten. Der Aufstieg über den Sulzenauferner ist steil und spaltenreich und war bis zu unserem vorletzten Ausbildungstag gar nicht gespurt. Ein Spuren im Aufstieg durch eine unerfahrene Zweierseilschaft wäre eine große Dummheit gewesen. Gott sei Dank hatte Sigi die Idee das Zuckerhütl von der Müllerhütte (3.148m) in Angriff zu nehmen. Nach Abschluss unserer Ausbildungsaktivitäten starten wir am Sonntag gegen 15:15Uhr bei bestem Wetter vom Eisfeld unterhalb des Sulzenauferners in Richtung Fernerstube. Zunächst geht es ca. 45min über Blockgelände. Wir beide sind recht still, denn obwohl wir den Weg in umgekehrter Richtung am Vortag auf unserer Freigertour gegangen sind, haben wir doch ziemlichen Respekt vor unserer ersten Gletscherbegehung in Eigenverantwortung. Nach kurzer Ess- und Anseilpause gehen wir langsam und konzentriert über den Schnee. Ich gehe vor, obwohl das die exponiertere Position ist, fühle ich mich besser dabei. "Ralf kann mich eher halten als ich ihn" ist der diffuse Gedanke, der mich wohl dabei leitet. Der Weg über den Gletscher ist großartig, endlich können wir den am Vortag völlig unsichtbaren Wilden Freiger und seinen Ostgrat bewundern. Nach ca. 1:15h erreichen wir den Einstieg zum Pfaffennieder, wo uns nach steilem Tiefschneebergschrund der Klettersteig zum Grat zwischen Freiger und Wilden Pfaff erwartet. Abrödeln und improvisierte Klettersteig-Sicherung anlegen, dann hinauf. Ich bin selber überrascht wie locker ich das trotz Absturzgeländes nehme. Danach sind es nur noch wenige 100m über den Grad mit einer ausgesetzten Firnquerung und wir erreichen nach 2:45h die Müllerhütte mit großartigem Abendlichtpanorama. Die Hütte ist schön und gemütlich, das Essen hervorragend aber auch teuer (55 EUR), verständlich bei 15 notwendigen Hubschrauberflügen zur Erstversorgung. In dieser Nacht schlafe ich kaum, höchstens 2h, ich hab großen Schiß. Ralf geht es nicht anders. 4.7.05: Am nächsten Morgen starten wir um 7:00Uhr bei bestem Wetter, im Süden im Tal stauen sich aber unter uns schon die Wolken. Der Hüttenwirt gibt uns nach anfänglichen Bedenken seinen "Segen" für den Abstieg über den Sulzenferner. Er verabschiedet uns mit den Worten "viel Zeit habt Ihr nicht", für den Nachmittag sind Gewitter vorhergesagt. Zunächst geht es mit Steigeisen auf hart gefrorenem Firn über den Gletscher zum Einstieg auf den steilen Blockgrat zum Wilden Pfaff, den wir auf dem Weg zum Zuckerhütl überschreiten müssen. Der Grat ist lang und wird gegen Ende immer steiler, die Tritte immer länger. Obwohl ich die Ausgesetztheit inzwischen locker packe, lass ich viele Körner. Nach einer Stunde Kletterei ist mir klar, dass ich keine Reserven mehr für das Zuckerhütl habe. Kurz danach, gegen 8:30Uhr stehen wir auf dem Gipfel des Wilden Pfaff (3.458m). Das Panaroma im Sonnenaufgang ist umwerfend. Gegenüber der stolze Schrankogel, die Ruderhofspitze im Osten Habicht, in der Ferne im Westen Wildspitze und Weißkugel und - zum Greifen nah - das Zuckerhütl. Ein unglaublicher Adrenalinkick bläst die Erschöpfung davon. Wir werden's packen. Ein paar Spalten am Pfaffensattel, ein steiler Firngrad und 50hm Felskletterei trennen uns vom Ziel. Händedruck, kurzer Eintrag ins Gipfelbuch und weiter. Wir steigen im Blockgelände zum Pfaffensattel runter und vermeiden so einen hart gefrorenen 35-Grad Hang. Aufrödeln und angeseilt über Spalten zum Rucksackdepot. Wir Füchse rödeln ab, nehmen die Rucksäcke aber bölderweise mit hoch. Den Firngrad begehen wir unangeseilt mit Steigeisen, die aber gar nicht nötig gewesen wären. Wir erreichen den mit einem maroden Seil gesicherten Klettersteig und es ist klar, wir packen Dich! Ich steige langsam und konzentriert, Ralf wartet netterweise 5m unter dem Gipfel auf mich. Um 9:30 stehen wir bei warmem Wetter im T-Shirt am Gipfelkreuz. Mir kommen kurz die Freudentränen, aber der Gedanke an den schwierigsten Teil der Tour lässt keine großen Emotionen aufkommen. Sulzenauferner und Gewitter im Nacken steigen wir nach 15min wieder ab. Am Rucksackdepot treffen wir zwei andere Seilschaften, die nach uns von der Müllerhütte gestartet waren, keiner geht aber über den Sulzenauferner. Anseilen und los. Ich führe. Gleich auf den ersten 100m vier Spalten, böse, wenn das so weitergeht. Der obere Teil der Spur ist identisch zum einfachen Weg zur Dresdner Hütte, das gibt uns etwas Sicherheit. Immer wieder kleinere Spalten kein echtes Problem, aber ein mulmiges Gefühl. Dann folgt der Abzweig zur Sulzenauhütte hinunter. Wir passieren einige Spaltenzonen, dann geht es sehr steil aber offensichtlich spaltenfrei recht zügig runter zum Eisfeld. Steinschlaggefahr, wir setzen die Helme auf. Etwas spät im unteren Teil des Steilhangs seilen wir ab und fahren flott auf dem Firn ab. Am Eisfeld habe ich keine Lust auf Steigeisen und gehe am Rand den großen Bogen. Ralf mit Eisen geht quer über das Eisfeld. Gegen 12:30Uhr treffen wir uns am Brotzeitfelsen, das Zuckerhütl hat uns gnädig wieder runtergelassen. 3,5h später nach Essen auf der Sulzenauhütte und 1:45h Abstiegshatsch sitzen wir wohlbehalten im Auto.