Hinterer Tajakopf, 2.409m
Ersatztour der Ersatztour im Nebel!
Nach zwei Verschiebungen machen Ralf und ich uns trotz instabiler Wetterlage auf den Weg nach Vent endlich die Wildspitze in Angriff zu nehmen. Es kommt knüppeldick: Ergiebiger Dauerregen ab Garmisch, verschneite Zweieinhalbtausender am Eingang des Ötztals, niederschmetternde Fakten in Vent. Ca. 30cm Neuschnee, Spur sicherlich zugeschneit, schlechte Wettervorhersage, kein Bergführer auf der Breslauer Hütte, der eine Spur legen könnte, falls das Wetter dennoch besser wird. Der Liftbetreiber rät uns dringend ab und empfiehlt als Alternativtour die Kreuzspitze vom Martin-Busch Haus aus. Aber unsere Motivation ist gering. Ralf war schon oben, und was sollen wir jetzt nass werden, um uns morgen im Dreckswetter an einem Fels-3000er abzuquälen? Also zurück nach Haus. Der Tiefpunkt meines Bergsteigerlebens. Wie zum Hohn reißt es im Inntal auf, als wir das Leutaschtal verlassen ist es sonnig und fast wolkenlos. Wir grübeln, können wir noch was daraus machen? Auf nach Ehrwald, vielleicht geht ja die Sonnenspitze. Um 19:00Uhr (!) starten wir an der Seilbahn der Ehrwalder Alm den Hohen Gang hinauf. Auch wenn als leichter Klettersteig deklariert, bin ich mir recht sicher, dass wir das auch im Dunkeln locker hinkriegen und bestimmt auch nicht die angekündigten 3h benötigen werden. Der Weg führt zunächst gut eine halbe Stunde durch einen Waldsteig, dann geht es in Geröll, wo wir kurz den Weg verpassen und uns unnötigerweise durch lockeres, steiles Geröll kämpfen. Das gute Wetter und die schöne Aussicht im Abendlicht motivieren mich unheimlich. Der angebliche Klettersteig erweist sich als unschwieriger Felssteig mit gelegentlichen Seilversicherungen und nur geringer Ausgesetztheit, eine Genusswanderung im Abendlicht. Gegen 20:00Uhr kündigen wir uns auf der Hütte per Handy an. Wir verlassen den Hohen Gang und passieren den Seebensee mit schönem Rückblick auf die Zugspitze. Ein fast kitschiges Postkartenmotiv. Zur Rechten unser morgiges Ziel die Sonnenspitze. Daneben sind noch sehr viele Gipfel, leider kenn ich das Gebiet zu wenig, um die zuzuordnen. Der letzte Aufschwung zur Coburger Hütte zieht sich etwas, aber um zehn vor neun, kurz vor Einbruch der Dunkelheit sind wir da. Hat Spaß gemacht und versöhnt für den Frust des Nachmittags. Die Hütte ist überraschend voll. Am nächsten Morgen die Enttäuschung: Dichter Nebel, leichter Niesel, keine Verhältnisse für die weglose IIer-Kletterei zur Sonnenspitze. Den Klettersteig über die Tajakante nur mit Bandschlingensicherung ? Ich bin skeptisch. Der Hüttenwirt rät angesichts der Verhältnisse zur Überschreitung des Taja-Törls mit Abstieg zur Erwalder Alm. So müssen wir wenigstens nicht über den gleichen Weg absteigen und können eventuelle noch den Tajakopf mitnehmen. Wir starten gegen 8:15Uhr leider fängt es auch noch an zu regnen, die Aussicht ist eh null, man sieht nicht mal mehr die Sonnenspitze. In Serpentinen trotten wir zunächst Richtung Grünsteinscharte und biegen kurz davor links ab in ein Schutt- und Geröllgebiet. Nach 15min erkennt man im Nebel das Taja-Törl mit seinem schrägen Felsgendarm. Unterhalb des Törls zweigt es links unterhalb des Südgrats Richtung Tajakopf ab, nach zehn Minuten erreicht man den Grat und wandert in guten, ausreichend markierten Fels knapp unterhalb des Grats in der Westflanke. Wir erreichen (ca. 1:15h) einen Grataufschwung mit einer Tafel, ist das der Gipfel? Klar der höchste Punkt der Umgebung aber im Nebel erkennt man in 50m Entfernung einen niedrigeren Gipfel mit mächtigem Kreuz. Wir steigen rüber und finden des Rätsels Lösung: Das Kreuz wurde am Vorgipfel aufgestellt, damit es von der Coburger Hütte aus sichtbar ist. Nach einer halben Stunde klammer Gipfelrast steigen wir durch das Brendelkar ab. Eine wunderschöne, malerische Gebirgslandschaft, aber leider wird der Regen immer stärker und der Weg erweist sich als recht lang. Am Ende des Brendlsteig (ca. 1:30h) erreichen wir asphaltierte Wanderwege, die uns ins Ehrwalder Skigebiet führen. Die Landschaft wird immer grausamer und der Regen immer heftiger, so dass wir beschließen mit der Seilbahn abzufahren.