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Wildspitze
Wildspitze, 3.770m

Endlich Bergsteiger

Datum: 25.09.2005
Hochtour
Gipfel:
  • Wildspitze, 3.770m
Oetztaler Alpen
Anspruch: PD
Ausgangspunkt: Breslauer Hütte
Dauer: h
Aufstieg: 1.050hm
Mit dabei:
  • Ralf
24.9: Obwohl ich die Saison schon abgeschrieben hatte, ergab sich doch noch eine Gelegenheit: Ralf hatte seinen Urlaub vorzeitig abgesprochen und für den Sonntag war passables Wetter angekündigt (meist trocken, teilweise sonnig, nachmittags Schauerneigung). Wir starten samstags um halb elf bei bestem Wetter, zunächst mit zwei Autos und erreichen nach vier Stunden mit viel Stau das Bergdorf Vent. Wir beschließen den Berg „ehrlich“ zu besteigen, lassen die Seilbahn zur Stablein-Alm links liegen, verpassen den richtigen Weg und wandern gemütlich in unnötig großem Bogen hinauf zur Hütte, die wir nach zwei Stunden erreichen. Vor der Hütte der erste Ausblick auf den Abbruch des Rofenkarferner: Macht Lust auf mehr! Nach dem Einchecken machen wir einen kleinen Erkundungsspaziergang, zum ersten Mal sehen wir unser Ziel, den Wildspitz-Südgipfel, entdecken aber auch eine Menge neuer attraktiver Ziele wie die Weißkugel, Finailspitze, Kreuzspitze oder auch die formschöne Talleitspitze. Es folgt eine unangenehme Nacht im engen Matratzenlager, in der mir der Juckreiz wenig Schlaf lässt. 25.9: Pünktlich um 6:30 Uhr starten wir bei klarem Himmel und erfreulich milder Temperatur. Es ist hell genug, um ohne Lampe über das grobe Blockwerk der Mitterkarmoräne zu gehen. Überraschenderweise ist wenig los, nur in der Ferne erkennt man eine weitere Seilschaft, die wohl auf das Hüttenfrühstück verzichtet hat. Auch hinter uns kommt erst mit einigen hundert Metern Abstand eine weitere Gruppe. Nach knapp einer Stunde Weg auf ca. 3.100m fällt mir auf, dass ich meinen Pickel auf der Hütte habe liegen lassen. Rucksack ab, im Laufschritt jogge ich über die Blöcke zurück zur Hütte und passiere alle Seilschaften, die gemächlich nach uns gestartet sind. Ich Depp, am Ende versaue ich uns und vor allem Ralf die Tour damit. Nach 20min bin ich an der Hütte, greife den Pickel und jogge zurück. Ein wenig baut mich auf, dass ich wenigstens die letzte Seilschaft noch ein- und überhole. Nach 50min erreiche ich Ralf. Ich fühle mich nicht erschöpft, aber mir ist klar, dass ich dafür bezahlen werde. Gemächlich umlaufen wir den Südsporn der Wildspitze und wandern auf der Mittelmoräne Richtung Mitterkarjoch. Die vor uns liegenden Gruppen sind nicht weit weg, das beruhigt mich etwas. Am Fuß des Steilhangs zum Mittakarjoch treffen wir auf weitere Bergsteiger, die dort Steigeisen anlegen, manche seilen auch an. Oben auf dem sehr steil wirkenden Hang sind ca. 6 Leute sehr vorsichtig unterwegs. Da passiert es: ein Mann mit Stecken rutscht ab, stürzt ca. 40m herab, wird immer schneller, wird über einen Buckel geschleudert, dreht sich in der Luft und bleibt zunächst liegen. Wir sind ca. 200m entfernt, näher stehende Bergsteiger eilen ihm zu Hilfe. Er ist wohl mit einer Platzwunde davongekommen, er kann selbständig zur Hütte absteigen. Nach so einem spektakulären Sturz fast ein Wunder. Wir sind etwas geschockt, gehen aber weiter und beschließen den Steilhang links im Fels zu umgehen. Erst daheim wird sich herausstellen, dass dies genau der richtige Weg zum Mitterkarjoch war. Die Sechs im Steilhang waren definitiv auf einer falschen, unnötig schwierigen Route unterwegs. Wir sind zwar sicher noch nicht sehr erfahren, es sind aber viele andere Leute unterwegs, die offenbar nicht genau wissen was sie tun. Man darf niemals einfach blind nachsteigen. Vom Einstieg zur Rinne zum Mitterkarjoch trennt uns jetzt noch die heikelste Stelle der Tour, eine ca. 5m lange Querung auf Blankeis im Steilhang (35Grad). Immerhin rutscht man 10m-15m ab, wenn man hier stolpert. Wir gehen seilfrei, Ralf kommt mit Vertikalzacken gut rüber, ich nehme Frontalzacken und Pickel, bin nicht ganz so sicher, weil sich eins meiner Eisen lockert, komme aber dann doch gut rüber. Vor uns im Fels ist eine Dreierseilschaft, die in diesem leichten Gelände angeseilt mit Steigeisen geht. Sie eiern rum und treten ständig Steine los. Ein Schrei „Steinschlag“, Ralf drückt mich zur Seite und an uns schießt ein buchgroßer Block vorbei. Der Berg grollt! Wir klettern ohne Seil und Eisen durch den wunderbar griffigen Fels (I-II) hoch zum Mitterkarjoch. Solches Gelände beherrsche ich inzwischen sehr gut, es macht richtig Spaß. Auf halber Höhe kann man in die Firnrinne zum Mitterkarjoch queren, wir bleiben aber im Fels und stehen gegen 10:00Uhr am Mitterkarjoch vor der Gletscherwelt des Taschachferners, der in der Morgensonne leuchtet. Gegenüber die Gipfel des Geigen- und Kaunerkamms, links ungespurt und abweisend der Hintere Brochkogel. Auf dem Geltscher ist eine klare Spur zu erkennen, der Weg zur Wildspitze ist fast bis zum Frühstücksplateau einsehbar, ebenso wie der Gipfel. Ab hier ist mir klar: Wir werden es packen. Eine gute dreiviertel Stunde stapfen wir angeseilt mit Eisen durch festen, griffigen Neuschnee auf der direkten Linie zum Frühstücksplatz. Die sonnige Landschaft ist atemberaubend. Am Frühstückplatz spüre ich meine morgentliche Eskapade, ich bin platt. Seilfrei machen wir uns an den Gipfelgrat, noch 130hm. Ich brauche alle fünf Schritte eine Atempause, ich bin so fertig und konzentriert, dass ich die ausgesetzten Stellen gar nicht richtig wahrnehme. Vielleicht besser so. Punkt 11:00Uhr, fünf Minuten nach Ralf stehe ich unterm Gipfelkreuz, außer uns sind nur drei weitere Leute oben, wow! Das Gipfelfoto machen wir noch in der Sonne, dann zieht es zu und wird den Rest des Tages bewölkt bleiben. Nach 15min treffen weitere Seilschaften am Gipfel ein und es wird eng und ungemütlich. Wir beschließen zum Nordgipfel zu gehen und über den Nordwestgrat zum Rofenkarferner abzusteigen. Die Spur am Gipfelgrat ist sehr schmal, vielleicht 30cm, nach links fällt es rund 100m mit 60 oder mehr Grad ab. Wir beschließen seilfrei zu gehen, denn eine Sicherung am kurzen Seil mit Gratsprung ist bei einer so hohen Wechte wenig Erfolg versprechend. Ich packe das ganz gut. Der Abstieg über den Nordwestgrat im griffigen Firn ist im Gegensatz dazu ein Kinderspiel. Das Gletscherpanorama ist gewaltig. An einem beeindruckenden Eisbruch vorbeiziehend nehmen wir einen lästigen 150m Gegenanstieg, der mich meine letzten Körner kostet. Es folgt ein bequemer Abstieg über den Rofenkarferner und eine weitere halbe Stunde Wanderung durch Moränengeröll und wir treffen gegen 14:00Uhr an der Breslauer Hütte ein. Nach einem Mittagessen wandern wir zur Stablein Alm und wählen den Sessellift als Abstiegshilfe.