Montscheinspitze, 2.106m
Herrlicher Karwendel-Herbst
Nachdem das wunderschöne Herbstwetter anhalten sollte, hatte ich mir den Mittwoch frei geräumt, um mit Annabelle eine Tour zu zweit zu machen. Meine Eltern wollten die Kids von der Schule abholen und sie bei uns zu Hause hüten. Gegen 9:45Uhr nach einer schönen Fahrt im neuen Auto starten wir im Pletzachtal am Parkplatz neben der Materialseilbahn (1.084m). Es ist sehr sonnig, der Himmel wolkenlos, aber auch etwas kühl (ca. 5 Grad), an schattigen Nordhängen werden wir Bodenfrost vorfinden. Schon der erste Blick auf die Montscheinspitze bei der Anfahrt nach Pertisau war viel versprechend: Eine steil abfallende Ostwand, ein zackiger, lang gezogener Gipfelgrat mit einem eindeutigen Hauptgipfel, ein steiler Südgrat, über den wir absteigen wollen. Zunächst geht es auf einem breiten Forstweg, der immer wieder schöne Blicke auf die herbstlich verfärbten Wälder freigibt, hinauf zum Schleimssattel (1.556m), den wir nach ca. 45min erreichen. Es ist sehr ruhig, nur zwei weitere Pärchen begegnen uns. Am Sattel treffen wir auf ein weitläufiges, einsames Almgelände. Nach wenigen Minuten zweigen wir auf einen Steig durch einen Lärchenwald ab. Die verknöcherten Bäume strahlen herbstlich verfärbt im Morgenlicht, immer wieder tolle Ausblicke auf die Montscheinspitze, das ganze hat etwas Unwirkliches, Märchenhaftes, es ist traumhaft schön. Wir verlassen den Wald und steigen über einen grasigen Rücken auf den Gipfelaufbau zu. Da ist klar, der Aufstieg führt durch die steile Ostflanke, aus der Ferne kann man sich das gar nicht vorstellen. Der Anstieg beginnt mit der „Schlüsselstelle“, man klettert in eine Rinne ab und an der gegenüberliegenden Seite mit etwas Handeinsatz recht steil hinauf. Es folgt ein anregender, gut markierter Felspfad mit gelegentlichen, ganz einfachen Kletterstellen. „Klassisches“ Karwendelgelände wunderschön. Kurz vor dem Gipfel führt der Pfad recht nah am Nordabsturz der Montscheinspitze (locker 200m!) vorbei, nichts für schwache Nerven. Dann stehen wir, nach knapp zwei Stunden, am Gipfel, außer uns sind nur zwei weitere Wanderer oben. Schöne Nahblicke ins Karwendel, leider etwas Gegenlicht, von den Zentralalpen sieht man die Gipfel der Zillertaler und Tauern, weiter Westwärts steht das Karwendel im Weg (W. Leonard hat da schon Recht). Nach 30min Brotzeitpause steigen wir gegen 12:15 Richtung Plumsjoch ab. Der Steig beginnt sehr steil und führt durch hübsche Felsformationen, meist im Gehgelände mit gelegentlichen Kletterstellen. Eine weitere „Schlüsselstelle“ führt etwas ausgesetzt (5-10m Sturzhöhe) an einem schmalen Band (30cm, keine Seilsicherung) entlang, hier sollte man schon trittsicher sein. Nach 45min erreichen wir die Montscheinsenke, es folgt ein lästiger Gegenanstieg (ca. 150hm) zum Plumsjochgipfel (1.921m, ca. 50min vom Gipfel). Auch hier leichtes Klettergelände. Ab dem Plumsjoch geht es auf einem Wandersteig durch Wiesen und Latschen bis zur urigen Plumsjoch Hütte. War es auf dem Südgrat schon bedeutend voller als im Aufstieg, so ist jetzt an der Hütte richtig viel los, viele Wanderer kommen hier aus der Eng. Bei Kaffee und Bier genießen wir die Sonne. Nach ca. 1h gehen wir gemütlich auf dem Forstweg hinunter zur Gernalm und marschieren weitere 20min durch’s herbstliche Tal zum Parkplatz. Eine schöne und abwechslungsreiche Rundtour.