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Großvenediger
Großvenediger, 3.667m

Die Traumtour schlechthin!

Datum: 31.10.2005
Hochtour
Gipfel:
  • Großvenediger, 3.667m
Venedigergruppe
Anspruch: PD-
Ausgangspunkt: Johannishütte
Dauer: h
Aufstieg: 850hm
Mit dabei:
  • Peter B.
  • Ralf
  • Weitere
Nachdem Ralf die Idee einer Winterraumtour lanciert und Sigi den Venediger dafür empfohlen hatte, ging alles ganz schnell: Peter und sein Freund Stefan wollten dabei sein, die Aussicht auf eine sichere Viererseilschaft ließ alle Zweifel verfliegen. Wir legten die Tour auf Sonntag/Montag, was sich als Glückgriff erweisen sollte. Am Sonntag, den 30.10, geht es um 5:30Uhr im dichten Nebel am Parkplatz Hofholdinger Forst los und nach flotter Fahrt starten wir um 8:15Uhr den langen Hatsch durch das Dorfertal zur Johannishütte, dem Zwischenetappenziel auf dem Weg zum 2.963m hoch gelegenen Defreggenhaus. Es ist klar und wolkenlos, aber im schattigen, tief eingeschnittenen Tal bleibt es recht kalt. Der Weg ist fürchterlich: Das ganze Tal ist eine Baustelle für eine Wasserkraftanlage, erst nach einer guten Stunde, nach Überquerung eines Felsriegels mit Gipfelkreuz wird die Landschaft schöner, auch wenn wir nach wie vor auf einer gut vier Meter breiten Fahrstraße unterwegs sind. Klar, dass fast alle für diesen Weg das Hüttentaxi nehmen. Ich bin froh, dass wir keine Wahl hatten, es wäre schwer gewesen dagegen zu argumentieren. Kurz vor der Johannishütte sehen wir ihn dann zu ersten Mal, den Venediger, unverkennbar eingefasst zwischen Hohem Aderl und Rainerhorn. Blendend weiß hebt sich das vom Gipfel weit herabziehende Mullwitzkess vom tief blauen, makellosen Himmel ab. Davor im schönen Kontrast das herbstliche Braun der vor uns liegenden gras bewachsenen Moränenlandschaft. Ein großartiger Anblick, schöner kann ein hochalpines Ambiente kaum sein, man ist buchstäblich geblendet, trotz der 17kg auf dem Rücken möchte ich am liebsten in einem durch nach oben joggen. Wir passieren die Johannishütte kurz vor 10:00Uhr, da passiert ein Malheur: Bei einer Bachquerung kurz hinter der Hütte rutschen Ralf und Stefan aus (die Steine unter der Wasseroberfläche waren vereist) und fallen ins Wasser, Ralf bricht sich dabei den Stecken ab und verletzt sich etwas. Schlimmer noch: Beide haben tropfnasse Stiefel und Hosen. Wir beschließen, dass Peter und ich vorausgehen, um die Lager zu besetzen, es standen überraschend viele Autos am Parkplatz unten und weitere an der Johannishütte. Ralf und Stefan bleiben zum Trocknen noch unten. In nordöstlicher Richtung biegen wir auf den Moränenkamm des äußeren Mullwitzkees auf einem bequemen Wanderpfad. Der Venediger rückt aus dem Blickfeld, dafür haben wir nun Aussicht auf den verscheiten xx-kamm zu unserer Rechten. Auf dem Moränenpfad geht es nur sehr langsam voran, wir laufen lang und gewinnen nur wenig an Höhe, der Rucksack drückt. Ab ca. 2.600m fügen sich die Schneeflecken zusammen, vor hier geht es nun durchgehend über Firn zum Defreggenhaus. Hier begegnen uns die ersten Einheimischen, die das Traumwetter für eine Tagestour zum Venediger genutzt haben. Alle schwärmen. Interessanterweise hat keiner Geltscherausrüstung dabei, nicht mal Steigeisen, wenn überhaupt tragen die meisten nur ein leichtes Tagesrucksäckchen. Auch ein Skitourer kommt uns, nur mit den Skiern unterm Arm, entgegen. Nehmen wir eine solche Touren zu ernst oder die sie zu locker? Es ist noch ein weiter Weg, bis ich mich in den Bergen souverän bewegen werde. Lustigerweise hat Ralf diese Begegnungen genauso empfunden. Nach ca. 1:45h und einer Essenpause knickt der Weg nordwestlich ab und man erkennt das Defreggenhaus. Ich weiß nicht was frustriender ist: die verbleibende Entfernung oder der noch zu bewältigende Höhenunterschied. Nach einer schweißtreibenden und am Schluss sehr anstrengenden weiteren halben Stunde sind wir dann aber oben. Es ist viel los, wir haben Glück, denn eine Vierergruppe macht gerade die benötigten vier Lager frei, noch bevor eine 16-köpfige Gruppe von Slowaken, die gerade von Gipfel herunterkommen, diese beanspruchen kann. Einige von ihnen werden wieder draußen im Zelt oder ganz im Freien übernachten. Wir verbringen den Nachmittag bei herrlichen Wetter mit Feuer machen, Schnee schmelzen, einer kleinen Erkundungstour (die mache ich alleine, auch um meine Kräfte zu testen, ich mache mir Sorgen, denn ich habe recht weiche Beine), Rucksackgruschen und kochen. Kurz nach fünf wird es schlagartig stockdunkel. Wir wissen nicht so recht was wir tun sollen und legen uns um sechs in die Schlafsäcke, zumindest für mich wird die Nacht erheblich besser als erwartet. Da die slowakische Gruppe morgen absteigen wird ist klar, dass wir alleine unterwegs sein werden. 31.10, 5:30Uhr kriechen wir aus den Schlafsäcken und machen uns startklar. Es ist wenig Wasser übrig, ich bin recht ausgetrocknet, hoffentlich wird das nicht zum Problem. Gegen 6:30Uhr sind wir so weit, es wird schon hell, wir brauchen keine Lampen. Von Beginn an gehen wir mit Steigeisen entlang des Mullwitzalderls, der Firn ist hart gefroren. Das Sonnenaufgangsambiente ist großartig, über den schneeweißen Firnhängen leuchtet der Himmel orange bis violett, unbeschreiblich. Eine gute halbe Stunde benötigen wir bis zum Einstiegspunkt in den Gletscher, an dem wir anseilen. Der Einstiegspunkt liegt m.E. deutlich höher als der in der Karte eingezeichnete, die Spur führt nahezu horizontal in Ost/Westrichtung über das innere Mullwitzkees. Wir marschieren bequem auf flacher Linie unterhalb des Rainerhorns, es sind fast keine Spalten zu erkennen, der Firn ist hart, in der Tat kein Problem. Noch liegt das Mullwitzkees angenehm im Schatten, während um uns herum immer weitere Teile der Bergwelt im Morgenlicht erstrahlen. Besonders beeindruckend ist das Aufleuchten des Venediger Gipfelhangs, das vom flammenden Orange zum strahlenden Weiß mutiert. Mit jedem Schritt tauchen im Süden weitere Zacken der Dolomiten auf, traumhaft. An der Südostflanke des Rainerhorns übersteigen wir zwei Spalten, etwas steiler geht es nun zum Rainertörl, wo wir eine Frühstückspause einlegen. Wir betrachten das Rainerhorn, ungespurte steile Flanke, der Grat sieht auch nicht leicht aus, jedem ist klar, dass wir das heute wohl besser lassen. In Serpentinen nehmen wir den etwas steileren Hang zum Gipfelgrat, es geht Gott sei Dank ganz locker, meine Kräfte reichen, obwohl es sich bis zum Vorgipfel etwas hinzieht. Den berüchtigten Gipfelgrat gehen wir am kurzen Seil, auch wenn ich das für Käse halte. Nervlich packe das ganz gut, auch wenn die Tiefblicke links und rechts kaum ein Ende finden. Und dann, kurz vor halb zehn, stehen wir allein am Gipfel der „weltalten Majestät“. Der Ausblick übertrifft alle hochgesteckten Erwartungen. Rundherum freier Blick bei klarstem Himmel, es ist die Erdkrümmung, die hier das Limit setzt. Der Mix man gewaltigen Nah- und Fernblicken macht den Reiz aus: Rechts ganz nah der Glockner mit dem Respekt einflößenden Stüdlgrat, nach Norden der Kaiser und meine geliebten bayerischen Voralpen, Watzmann und Hochkalter zeigen, dass es auch in Deutschland Hochgebirge gibt. Weit im Westen die Wildspitze, ich glaube auch die Weißkugel zu sehen. Ganz klar, Ortler, Zebru und Königsspitze und im Süden – atemberaubend und scheinbar endlos – die Dolomiten. Und auf diesem zu Recht beliebten und überlaufenen Berg sind wir ganz alleine! Ich bin gerührt und unendlich dankbar für dieses Glück. Nach einer halben Stunde machen wir uns an den Abstieg, es ist nun bullenheiß im einsamen Mullwitzkees. Gegen Mittag sind wir am Defreggenhaus, packen zusammen und machen uns mit schweren Rucksäcken an den langen Abstieg.