Kurz vor 10:00Uhr starten wir nach langer Fahrt auf 2.055m Höhe am Parkplatz Schönblick oberhalb des Stausees im Martelltal. Das Wetter ist perfekt: sonnig, wolkenloser blauer Himmel, gut 15 Grad und trotzdem tief verschneit mit nur wenigen braunen Flecken. Der Weg führt zunächst auf verschneitem Pfad zum Refugio Corsi (Zufallhütte, 2.265m), vorbei an einem zugefrorenem Wasserfall in ein weites, flaches sonniges Tal. Kurz nach der Gabelung zur Marteller Hütte, der die meisten Skitourer folgen, legen wir nach gut 1h die Schneeschuhe an. Das Martelltal zieht sich lange flach und einsam dahin, erst nach einer weiteren Stunde erreichen wir einen längeren, steileren Hang, an dem wir etwas Höhe gewinnen und den mit einer Brotzeit anschließen. Wieder geht es lange flach dahin bis wir an den Fuß des Hangs gelangen, auf dem irgendwo der Gletscher beginnt. Hier seilen wir an – m.E. viel zu früh. Wir werden in diesen zwei Tagen, die einzigen sein, die am Gletscher anseilen. Der Hang ist lang und mäßig steil. Ralf erlebt einen üblen Einbruch, er ist völlig kaputt, wir kommen nur sehr langsam und mit vielen Pausen voran. Immerhin hat man ab hier die Suldenspitze im Blick und weiß, dass es nicht mehr so weit sein kann. Als wir endlich die Hangkante erreichen und es unterhalb des Eisseepasses wenig steil zur Casati Hütte ansteigt, bin auch ich ziemlich platt. Erst nach reichlichen 5,5 Stunden sind wir endlich am Rifugio und beziehen die Lager. Fast schlafe ich ein, Gott sei Dank überredet mich Peter noch auf die Suldenspitze (3.376m) zu gehen. Langsam und bedächtig steigen wir auf und werden mit einer fantastischen Aussicht im Spätnachmittagslicht belohnt. Ganz nah die Königsspitze, ein Hammer, mir ist klar, dass es noch ein weiter Weg ist, bis ich da sicher raufkomme. Ein beeindruckender, eleganter Berg, der den massiven Ortler fast unscheinbar aussehen lässt. Der Rundblick auf den Cevedale und die benachbarten Berge ist herrlich. Nordöstlich ein riesiges weißes Massiv, das kann nur die Bernina sein. In unserem Rücken mächtig die Weißkugel. Es hat sich gelohnt, die letzten Körner zu investieren. 9.4: Die Nacht war deutlich besser als erwartet, ich bin gut erholt und sogar ein kleines Frühstück wartet auf uns, obwohl wir vor der offiziellen Frühstückszeit los wollen. Ralf beschließt nicht mitzukommen, jammerschade. Gegen halb sieben starten wir. Das Wetter ist angesichts der schlechten Vorhersage besser als erwartet, es ist sonnig, nur vereinzelte hohe Wolken ziehen durch, es ist recht windig und dementsprechend kalt. Bis auf die Handschuhe hält meine Ausrüstung dem aber bestens Stand. Wir gehen angeseilt, Peter legt vorne absichtlich ein sehr gemächliches Tempo vor, das ist gut. So geht es über zwei wenig steile Aufschwünge und längere flache Passagen an den Fuß des Gipfelhangs (1,5h). Waren wir bis hierher noch allein, holen uns nun zwei Skigruppen ein, die gut eine halbe Stunde nach uns gestartet sind. Das ist mir nicht ganz unrecht, denn trotz der Skispuren diskutieren wir Wegalternativen, die mir nicht plausibel erscheinen. Auch zur Ausrüstung gibt es unterschiedliche Ansichten, Peter und ich sind für Steigeisen ohne Seil (trotz der einzig erkennbaren Spalten auf dem ganzen Weg bisher), Stefan möchte lieber Schneeschuhe nehmen und angeseilt bleiben, er wird kurz vor der ersten Spalte umdrehen. Unangeseilt mit Steigeisen und Pickel starten wir die steile Querung unterhalb der bereiten Querspalte unter dem Sattel zwischen Cevedale und Zufallspitze vor der ersten Spalte dreht Stefan um, ihm ist das zu heikel. Auch wenn der Gipfelhang „nur“ 30Grad steil ist und die Profilphotos von der Zufallspitze gar nicht so schlimm aussehen, hat man doch den Eindruck in einer extremen Steilheit unterwegs zu sein, in der ein Fehltritt einen 500m tiefer zur Pizini-Hütte befördert. Ich setzte die Steigeisen sehr vorsichtig und konzentriert, dass passt schon, Peter kommt vorsichtig nach. Die Spur zieht viel weiter als erwartet nach rechts und führt dann mit einer einzigen Kehre auf den Grat. Geschafft, der Grat ist angenehm breit kurz vor dem Gipfel warte ich auf Peter, damit wir gemeinsam ankommen. Auf dem kleinen Gipfelplateau ist nur die italienische Skigruppe. Die Sicht ist prima, es ist sonnig nur ein paar hohe Wolken ziehen durch. Das Panorama phantastisch: Ortler, Bernina, Punta San Matteo und Adamello. Der Übergang zu den Zufallspitzen sieht nicht schwierig aus, aber wir bleiben nicht lange, denn Stefan muss ziemlich frieren. Der Abstieg über die steile Flanke ist unproblematischer als erwartet, wir gehen direkt in der Falllinie runter und sind 15min später bei Stefan. Urplötzlich hat es zugezogen, wir sehen gar nichts mehr, die Spur ist zugeweht und wir kommen nach rechts weit ab. Gott sei Dank reißt es kurz vor der Casatihütte etwas auf, so dass wir doch ohne Schwierigkeiten zurückfinden. Nach 1h Hüttenrast machen wir uns an den Abstieg. Es reißt auf und wird traumhaft sonnig, es folgen 3h schöne Frühlingswanderung im Hochgebirge,