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Weißkugel
Weißkugel, 3.739m

Eine fast perfekte Tour

Datum: 11.06.2006
Hochtour
Gipfel:
  • Weißkugel, 3.739m
Oetztaler Alpen
Anspruch: PD+
Ausgangspunkt: Oberettesütte
Dauer: h
Aufstieg: 1.250hm
Mit dabei:
  • Ralf
Der zweite Versuch an der Weißkugel beginnt mit Hindernissen: Stau, ein fast Unfall, kein Öl im Auto, kaputter Schneeschuh und schließlich haben wir fast kein Feuer angebracht. Am Vorabend im Winterraum der Oberetteshütte sind unsere Stimmung und die Hoffnung auf einen Erfolg am Nullpunkt zumal das Wetter zwar vorhersagekonform wolkig ist, aber das uns irgendwie den Glauben an gutes Wetter am Gipfeltag nimmt. Auch der Hüttenwirt, der zur Saisonvorbereitung oben ist, gibt uns wenig Chancen, denn der Weg auf dem Gletscher ist nicht gespurt und der Firm wohl zu weich, um zu Fuß oder mit Schneeschuhen den weiten Weg zu schaffen. Na Bravo, und dann noch der Bammel, völlig allein unterwegs zu sein! Trotzdem studieren wir die Route des sog. „neuen Wegs“ genau, denn der Hüttenwirt rät uns ganz klar ab, den Weg über die Höllerscharte zu wagen. Die Nacht im Winterraum ist bitter kalt, es war eine Schnapsidee sich nur im T-Shirt hinzulegen, aber irgendwie kann ich mich nicht aufraffen, was anzuziehen. Immerhin komme ich im Gegensatz zu Ralf ganz gut zum Schlafen. 11.6: 4:00Uhr Aufstehen, zwei Müsliriegel reingedrückt und los geht’s. Um 4:30Uhr sind wir in der Dämmerung unterwegs, das Wetter scheint hervorragend zu werden. Schon hier auf Hüttenhöhe (2.670m) ist der Firn bretthart gefroren, das ist unsere Chance. Der „neue Weg“ ist unter einer dicken Firnschicht versteckt, deshalb wählen wir einen etwas unorthodoxen Anstieg (rechts des Rückens) bis wir zum Fels gelangen, der zum Übergang führt. Der markierte Weg führt über einige steile Firnquerungen, die Ralf gerne vermeiden möchte. Wir klettern daher direkt zum Grat hinauf und dann in munterer firnfreier Blockkletterei am Grat entlang zum Sattel, den wir nach gut 1h erreichen. Wunderschöner Sonnenaufgang an Ortler und Königsspitze. Es folgt eine knappe halbe Stunde direkten Abstiegs bis zum Anseilpunkt (150hm tiefer). Der Gletscher ist verschneit und unverspurt und liegt komplett im Schatten, so dass auch hier die Unterlage schön hart ist und wir mit Steigeisen sehr gut vorankommen. Ralf geht voran und zieht die Spur genau nach Beschreibung, zunächst links auf den Schwarzen Knott zu, dann mittig und schließlich in direkter Linie auf das Quelljoch zu. Dort ist eine Spur zu erkennen, die nach links zum Hintereisjoch zieht. Kurz vor dem Quelljoch schwenken wir nordwärts, zu unserer rechten die Höllerscharte sieht so schön verschneit ganz harmlos und wie der natürliche Übergang aus. Wir wandern wenig steil auf einem Moränenrücken zum Hintereisjoch hoch. Das zieht sich und meine Kräfte schwinden. Am Hintereisjoch, nach gut 3:45h machen wir in der Sonne Pause. Ich bin ziemlich kaputt und bin sicher das Matscher Wandl, das sich nun steil vor uns auftürmt, nicht zu schaffen. Deswegen habe ich auch wenig Sinn für die gewaltigen Dimensionen des Eisbruchs am Hintereisjoch und die Ausblicke in die Ötztaler Nachbargipfel. Der Wind weht recht heftig, so dass es trotz Sonne bitterkalt ist, daher rasten wir nur kurz. Langsam steigen wir das „Wandl“ hoch, ich brauche zwar immer wieder ein Päuslein, um den Puls zu beruhigen, aber es geht besser als erwartet. Die Steilheit packe ich ganz locker. Nach dem Wandl zieht es sich noch mal ziemlich lang aber wenig steil dahin, bis man schließlich um die Kurve biegt und endlich den Gipfelaufbau sieht. „Ungangbar“ ist Ralfs erste Reaktion, „abwarten“ meine ich und wir gehen vor zum verschneiten Gratkopf. In der Tat eine „luftige“ Angelegenheit. Die Spur, der wir gefolgt sind, endet klar vor dem Gratkopf. Nach einigem Zureden startet Ralf, wir bleiben angeseilt, der Aufstieg beginnt gleich mit einer recht ausgesetzten Firnschneide. Wow, das ist definitiv das Anspruchvollste, was ich bisher auf einem Berg gemacht habe, und das ohne Angst und völlig kontrolliert. Oben am Gratkopf (9:30h bzw. 5h) ist aber klar, dass es die 20m zum Gipfelkreuz nicht weiter geht. Zuviel lockerer Schnee, der zu einer scharfen Wächte geschichtet ist, sicher seit Wochen unbegangen. Wir bleiben nur für ein paar Fotos, das Panorama ist umwerfend, der Wind bläst aber heftig und es ist trotz herrlichsten Wetters bitter kalt. Der Abstieg vom Gratkopf ist etwas Nervenkitzel, wir bewältigen den aber sicher. Auch das Matscher Wandl ist im Abstieg kein Problem, wir wählen die direkte Linie. Kurz nach 11:00Uhr sind wir wieder am Anseilpunkt und blicken voller Grusel auf den steilen Gegenanstieg, den wir bei butterweichem Firn und Bullenhitze in Angriff nehmen dürfen. Nach der Hälfte des Weges wechseln wir entnervt auf die Schneeschuhe, damit geht es etwas besser, aber es ist höllisch hart und ich bin echt kaputt, als wir eine Stunde später auf dem Sattel stehen. Auch der Abstieg von hier ist etwas eklig wegen einiger steilen Querungen im Weichfirn, die Ralf weiträumig umgeht, ich aber in Kauf nehme. Gegen 13:30, nach gut 9h Tour sind wir wieder an der Hütte wo wir ausgiebig rasten. Mit den schweren Rucksäcken und weichen Beinen benötigen wir gut 2h für den Weg ins Tal, fast genauso lang wie für den Aufstieg am Vortag.