Ehrwalder Sonnenspitze, 2.412m
Super Solo
Nach der Bernina-Enttäuschung muss jetzt wenigstens eine „gescheite“ Solotour her. Die Wahl ist klar, die Sonnenspitze steht für solche Zwecke schon lange auf der Liste. Ich komme recht spät weg, da ich noch mit Annabelle und den Kindern frühstücke, um 9:45 Uhr starte ich dann aber bei perfektem Sommerwetter, mit tiefblauen, wolkenlosen Himmel in Richtung des „Hohen Gangs“. Es ist bereits recht heiß, zu den 30Grad fehlt nicht mehr viel. Ich versuche zügig aber locker zu gehen. Der Hohe Gang ist ja ein sehr hübscher Weg, es macht Spaß hier zu wandern. Nach etwas über 1h erreiche ich den Seebensee, dessen Smaragdgrün einen herrlichen Kontrast zum tiefen Blau des Himmels und der Graubraun der beeindruckenden Bergkulisse bildet. Traumhaft schön. Es sind hier eine ganze Menge Wanderer unterwegs, die meisten sind wohl von der Ehrwalder Alm gekommen, auf den Hohen Gang ist mir fast niemand begegnet. Auf den ausgesetzten Gipfelgrat der Sonnenspitze sind zwei Wanderer zu erkennen. Nach ca 1:45h (sehr flott) ereiche ich die Coburger Hütte wo ich eine gute halbe Stunde Pause mache und die Aussicht genieße. Gut 15min geht es nun flach auf einem Wanderpfad Richtung Biberwierer Scharte, dann steigt man rechts über einen Schuttkegel hinein in die Südflanke der Sonnenspitze. Die Wegfindung ist streckenweise eine Herausforderung, nur in sehr unregelmäßigen Abständen gibt es Steinmandl, die Steigspur ist oft nur zu erahnen. Nach einem kurzen Pfadstück geht es die erste Rinne hinauf, die Kletterei ist nicht schwierig und auch nicht zu ausgesetzt, Sicherungshaken bieten etwas Orientierung. Es folgt eine längere, teilweise ausgesetzte Querung auf einer Pfadspur, dann schließt sich ein weiterer längerer Kletterabschnitt in einer Rinne an. Hier begegnet mir eine wenig erfahrene Familie, die von einem Bergführer geführt und gesichert wird. Der Bergführer steigt immer bis zum nächsten Haken vor, hängt ein Sicherungsgerät in den Haken und läst die Gruppe einzeln nachsteigen, was sich natürlich hinzieht. Der Bergführer ist sehr freundlich und gibt mir noch paar Tipps zur Wegfindung. Kurz unterm Gipfel verhaue ich mich trotzdem und würge mich irgendwie nach oben. Nach knapp 1,5h stehe ich dann am Gipfel. Donnerwetter, es geht von hier praktisch senkrecht nach Ehrwald runter. Das Kreuz steht am leicht niedrigeren Nebengipfel, zu dem man eine recht schmale und zumindest nach Westen hin super ausgesetzte Scharte überqueren muss, was mit Zähnezusammenbeißen und viel Konzentration gut gelingt. Die Aussicht ist nach Süden leider etwas verstellt, trotzdem nach diesem sportlichen Solo und bei dem hervorragenden Wetter ein wunderschönes Gipfelerlebnis. Ich entdecke auch sofort die Markierung für den nordseitigen Steig, die ersten fünf Meter sind gleich super ausgesetzt, man hat das Gefühl sich direkt nach Ehrwald runterzustürzen. Als der Bergführer dann aber dort runter geht um die Route für seine Gäste mit einem Fixseil versichern, nehme ich mich zusammen und steige nach. Gleich zu Beginn verhaue ich mich und komme in unschönes steiles Geröllgelände, dann finde ich aber den Weg und treffe auch den Bergführer wieder, der mir noch ein paar Tipps gibt. Nach knapp 10min liegt das steile Felsgelände hinter mir und es folgt ein einfacher aber steiler Pfad, der sehr direkt unter bester Aussicht zum Seebensee führt, wo ich gut 1h später die Füße ins Wasser lege.