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Großer Möseler
Großer Möseler, 3.480m

Anders als erwartet

Datum: 01.07.2007
Hochtour
Gipfel:
  • Großer Möseler, 3.480m
Zillertaler Alpen
Anspruch: PD-
Ausgangspunkt: Furtschaglhaus
Dauer: h
Aufstieg: 1.200hm
Mit dabei:
  • Ralf
Die lang erwartete Berninawoche beginnt in den West- und Südalpen mit miserablem Wetter. Die Hoffnung auf ein kurzes Zwischenhoch im Nordosten bringt uns auf eine Ausweichtour in den Zillertalern, die mit Reichenspitze und Großem Möseler immerhin zwei PD+ zu bieten haben. Auf der Fahrt ins Zillertal kneifen wir dann doch vor der Reichenspitze, denn die Auskunft der Hüttenwirtin lässt im Unklaren ob eine Spur liegt. Am späteren Nachmittag nach ewiger Fahrt starten wir bei bewölktem Wetter den langen Hatsch entlang des Schlegeisspeichers. Schon bald rückt der Möseler ins Blickfeld, das Gipfelkreuz und der abschließende Firnhang sind gut erkennbar. Ein motivierender Anblick. Wir verzichten auf den Rucksacktransport und erreichen nach ca. 1:50h das Furtschaglhaus (2.295m). Von hier hat man einen herrlichen Blick auf das Halbrund des östlichen Zillertaler Hauptkamms, das von Möseler und Hochfeiler würdig eingerahmt ist. Davor wälzt sich das riesige Schlegeis mit zahlreichen Brüchen hinunter, um im glattgeschliffenen Gletscherbodenfels steil auszulaufen. Etwas enttäuschend wirkt der traurige Rest der Hochfeiler-Nordwand, die seit dem Sommer 2003 im unteren Wanddrittel im Sommer eisfrei bleibt und nur noch bis Ende Mai sinnvoll begehbar ist. Auch den Anstieg über den Westsporn des Möseler kann man von hier aus ebenso gut einsehen wie die Nordwestwand. Gut, dass wir hier noch nicht ahnen, wo uns die Route entlangführen wird. 1.7: Am nächsten Morgen starten wir kurz nach 6:30Uhr. Es ist sonnig, nur wenige Quellwolken lugen über den Hauptkamm. Nach kurzem Abstieg geht es zunächst einmal langwierig und –weilig auf einem Moränenrücken zum Gletscherrand (ca. 2.700m, 1:10h). Der Gletscher ist hier aper, wir beschließen erst mal seilfrei mit Steigeisen zu gehen, so dass wir recht flott unterwegs sind. Knapp 100m vor dem Verlassen des Gletschers treffen wir aber auf eine Zone wenig vertrauenswürdig bedeckter Spalten, jetzt wäre das Seil schon angebracht, aber wir machen mal wieder Augen-zu-Durch, eine marode Brücke erkennen wir rechtzeitig. Kurz danach (ca. 1:45h) stehen wir vor der im Führer beschriebenen Rinne. Diese versiffte, steile, mit durchfeuchtetem Firn gefüllte Steinschuttschleuder soll der Normalweg sein? Na, Prost. In der Tat führen einige Spuren hinauf, andere wiederum führen weiter gletscheraufwärts. Ausgiebiges Kartenstudium führt eindeutig zu dem Ergebnis, dass wir richtig sind, aber als die Rinne immer steiler und heikler wird (kurze Eispassage), keine Spuren mehr zu sehen sind und einige nachfolgende Seilschaften abdrehen (vielleicht auch wegen eines heftigen Steinschlags, den ich Depp auslöse), nagen schon die Zweifel an der Wegewahl. Als wir die Rinne wie beschrieben rechtsseitig Richtung Gratkante verlassen und die ersten Steinmänner auftauchen gewinnen wir Sicherheit und arbeiten uns durch den steilen Schutthaufen mit ekelhaft losen Brocken in fast permanenter Kletterei (I-II). Über drei Stunden sind seit unserem Start vergangen als der Felsgrat schließlich sanft in den sich steil aufschwingenden Firngrat übergeht. Jetzt ist es nicht mehr weit. Wieder seilfrei und mit Steigeisen folgen wir der Gratlinie, noch ein steiler Aufschwung und wir sind oben (ca. 3:40h). Wow, der hat sich aber gewehrt! Leider ist es nach Süden und Osten komplett bewölkt, eh erstaunlich, dass auf unserer Seite das Wetter so schön ist. So bleibt der Ausblick wenig spektakulär (bis auf die Nahblicke in den Schlegeiskessel). Erst nach ca. 15min erreicht eine zweite Seilschaft den Gipfel, die über einen Durchschlupf im Westfuß von Süden auf den Gipfelhang kommt. Wir wollen beide die eklige Rinne vermeiden und überlegen weglos über den Südgrat zur Möselerscharte abzusteigen, der aufkommende Nebel hält uns davon ab. Als wir im Abstieg das offene Maul des Bergschrunds sehen, sind wir froh über unsere Wahl. Der Großteil des Abstiegs verläuft recht harmlos, von oben ist der Weg besser einsehbar. Erst der Schluss durch die Rinne ist unschön, lange vermeiden wir das lose Blockwerk durch konsequentes Gehen auf der Gratkrone, kurz vor Schluss geht es dann aber nicht mehr. Ralf will abseilen, ich eiere flott die steile Rinne runter, von oben fliegt schon der Steinschlag der nachfolgenden Gruppe. Schnell steige ich den steilen Firn ohne Eisen rückwärts ab und bringe mich seitlich in Sicherheit. Ralf gibt den Abseilgedanken auf (es geht einfach nicht überall), ist aber blockiert und wartet bis die nachfolgende Gruppe vorbei ist. Nach geglücktem Ausstieg (gut 45min) schließen wir uns zu einer 5er Seilschaft zusammen, eine gute Idee, denn der Firn ist inzwischen faul und in der Tat stürzt unser letzter Mann in eine Spalte, wird aber von seinem Rucksack gehalten und kann sich leicht rausarbeiten. Der weitere Abstieg zieht sich, mit einer kleinen Bierchenpause wird es 18:00Uhr bis wir am Parkplatz ankommen.