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Piz Palü
Piz Palü, 3.905m

Im dritten Anlauf!

Datum: 07.07.2007
Hochtour
Gipfel:
  • Piz Palü, 3.905m
Bernina-Alpen
Anspruch: PD+
Ausgangspunkt: Diavolezza
Dauer: 7:00h
Aufstieg: 1.300hm
Mit dabei:
  • Ralf
Freitag 6.7: Als wir morgens um 4:30Uhr mal wieder den Hatsch um den Trovat herum starten, sieht es schon nicht gut aus. Die Gipfel sind in Wolken eingehüllt, vom Sonnenaufgang ist kaum was zu sehen. Dennoch sind etwa 5-10 Gruppen unterwegs. Am Anseilpunkt taktieren wir etwas, damit ein erfahrenes Schweizer Pärchen die Spur vor uns legt. In sehr langsamem Tempo steigen wir durch den Eisbruch, ein paar Seilschaften überholen uns, ich bin etwas genervt. Die Wolken sinken immer tiefer, auffrischender Wind drückt uns die Eiskristalle ins Gesicht. Auf ca. 3.400m treten wir in die Wolken, die Sicht beträgt nur noch ca. 30m. Auf dem Plateau nach dem ersten Hang machen alle Pause, wir beschließen umzudrehen, wenig später folgen alle weiteren Seilschaften. Als wir den Gletscher verlassen, reißt es kurz auf, das ist aber nicht von Dauer, der Rest des Tages bleibt wenig schön. Zwei deutlich später gestartete Seilschaften ziehen es aber durch und gehen (vermutlich) auf den Ostgipfel. Samstag 7.7: Eine stürmische Nacht macht nicht gerade Hoffnung, doch als wir um 4:35Uhr die Diavolezza verlassen ist es klar, warm und nahezu windstill. Das ist unsere Chance! Wieder geht es sehr langsam im Gänsemarsch durch den Eisbruch. Im Sonnenaufgang flammen die umliegenden Berge reihum in kräftigem Orange auf, der Himmel ist tiefblau. Am ersten Plateau zweigen einige Gruppen in die Nordwand des Ostgipfels ab, dafür hatten sie wohl die Eisgeräte dabei. Die Hänge sind weniger steil als ich erwartet habe, zusammen mit unserem gemächlichen Tempo benötige ich nicht viel Kraft. Auf ca. 3.600m tauchen wir in das strahlende Sonnenlicht, kurz darauf erreichen wir den zweiten Eisbruch mit gewaltigen, eiszapfenverhangenen Spalten. Dort machen wir eine kleine Esspause, wenig später erreichen wir die Gratschulter. Der Gipfelrücken ist steil, vielleicht 40Grad, aber recht breit, kein echtes Absturzgelände. Wir gehen angeseilt mit kurzem Abstand (hier eigentlich Unfug), ich voraus. Nach ca. 100hm verjüngt sich der Grat zu einer scharfen, ausgesetzten Firnschneide, wir gehen genau auf der Krone und erreichen unter Vermeidung von Tiefblicken den Ostgipfel (3.882m). Ein herrlicher Fernblick, nur der Nahblick auf den Hauptgipfel lässt mir das Herz in die Hose rutschen. Hölle, ist das schmal und ausgesetzt! Dazu noch ungespurt. Eine Gruppe mit Bergführer kommt gerade von der etwas breiteren Senke im Verbindungsgrat zurück, die haben sich nicht getraut. Zwei Österreicher, die im Eisbruch lange hinter mir gingen, steigen ein und legen die Spur in die Nordwand. Logisch, angesichts der leichten Überwechtung, aber noch gruseliger als auf der Gratkrone. Zögerlich gehen wir einer 3er Gruppe mit Bergführer zur Senke hinterher, sie steigen als Zweite zum Hauptgipfel weiter. Obwohl ich eine Heidenangst habe, möchte ich am liebsten gleich hinter hergehen und es hinter mich bringen. Ralf zögert. Dann startet eine Gruppe Italiener, da hängen wir uns dran. Ich konzentriere mich nur auf meine Schritte: Pickel – eins – zwei – Pickel und sehe zu, dass ich die Füße meines Vordermanns nicht aus den Augen lasse. Ein paar mal entgleitet mir der Blick nach unten. Mir bleibt die Luft weg: Ein kurzer Steilhang und dann geht es 1000m runter auf den Pers-Gletscher. Gruselig und gleichzeitig umwerfend schön. Nach 10min ist die Tortur vorbei, der Grat läuft im breiten Plateau des Hauptgipfels (3.905m, 9:30Uhr) aus, die Anspannung löst sich, ich bade im Adrenalinmeer und schreie vor Freude. Eine kurze Fotopause und es geht weiter zum Spinasgrat, der gleich mit einem verschneiten Turm, ähnlich dem Weißkugel-Gratköpfl, beginnt. Auch wenn es nach wie vor recht ausgesetzt bleibt (etwa vergleichbar Kleinglocknergrat) ist das für mich nach dem Hauptgipfelübergang wie eine Erholung. Den Spinasgipfel (3.823m) überlaufen wir ohne ihn zu würdigen, ab jetzt sichern wir uns gegenseitig. Zwei Gruppen vor uns weichen in die Südflanke aus, offenbar wird ihnen der Grat zu schwer oder zu schmal. Wir gehen weiter, nach kurzer Zeit kehren auch die „Flankenausweicher“ auf den Grat zurück. Der weitere Weg zieht sich hin, erst 1:45h nach unserer Ankunft am Hauptgipfel rasten wir an der Fuorcla Bellavista. Nach der Rast führen uns ca. 30min herrliche Gletscher-Panoramawanderung auf den Bellavistaterassen zum Einstieg in den Fortezza Grat. In der Tat ist der Grat zu steil und verschneit, um ihn sicher abzuklettern, Abseilen ist wohl wirklich die Methode der Wahl. Für mein erstes Abseilen läuft es ganz gut, nur an der vierten Stelle, einem etwas überhängenden Gratturm, will ich mich nicht überwinden und klettere, von Ralf top rope gesichert, auf dem Anstiegweg ab, was sich aber als deutlich unangenehmer als das Abseilen erweist. Eine weitere Abseilstelle und wir verlassen den Felsteil des Fortezzagrats (2h für die paar Meter). Im jetzt faulen Firn umlaufen wir etwas heikel einen Felskopf, dann ziehen wir rechts runter durch einen Geröllhang vor den Rifugi dal Chamuotschs auf den Persgletscher. Etwas fuchsig seilen wir an, angesichts einiger verdächtig zugeschneiter Spalten aber nicht ganz verkehrt. Kurz vor 16:00Uhr stehen wir an der Moräne gut 250hm unter der Diavolezza. Es folgen gut 40min harter Kampf in der warmen Nachmittagssonne, bis wir unter neugierigen Blicken auf der Diavolezzaterasse buchstäblich auftauchen. Nach 12h ein cooler Auftritt.