Nachdem Ralf die geplante Tour auf den Buin abgesagt hatte und Annabelle nicht zu dieser Tour zu überzeugen war, klammerte ich mich verzweifelt an Peter, der Gott sei Dank nicht schwer zu überreden war, ebenso wie Kathrin und Hans. Um vier Uhr aufgestanden erreichen wir die Talstation der Pitztaler Gletscherbahn mit dem neuen Wagen trotz Abholens von Peter und Alfred gut eine Dreiviertel vor der ersten Bergfahrt. Der Gletscherexpresss ist voll wie eine U-Bahn im Berufsverkehr, kein Wunder, die Verhältnisse sind herrlich, das Piztal ist schon ab ca. 1.300m tief verschneit, gut 40cm Neuschnee verheißen tolle Verhältnisse. Schön mit einer erfahrenen Gruppe unterwegs zu sein, nicht der geringste Zweifel trübt die Vorfreude auf die Tour. Oben angekommen verleiten uns die unberührten Hänge abseits der Pisten fast dazu im Skigebiet zu bleiben, doch wir fahren unverzüglich zum Mittelbergjoch hinauf (und wieder hinab). Leider ist es noch komplett zugezogen, man spürt, es wird aufreißen, aber wann? Gemütlich reihen wir uns in die Karawane zur Wildspitze, glücklicherweise ist die große Masse hinter uns. Die Wildspitznordwand fest im Blick umlaufen wir in weitem Bogen auf flacher Linie den Westsporn der Wildspitze. Von Vernagthütte und Mitterkarjoch stoßen weitere zahlreiche Tourengänger dazu. Als wir den Brochkogel passiert haben, reißt es auf: Wow, perfekt, umwerfend, that's why we do that! Auf dem steileren Hang hinauf zum Frühstückplatz pfeife ich ganz ordentlich, der schnelle Aufstieg ist an mir wie an den anderen nicht spurlos vorüber gegangen. Hochbetrieb am Frühstückplatz, gut 50 Leute tummeln sich hier, nur wenig Schnee bedeckt eine weitläufige Eisplatte, für alle ohne Steigeisen ist hier Schluss. Nach einer Ewigkeit haben alle die Steigeisen an und wir machen uns endlich an die letzten 100hm. Als einziger unserer Gruppe habe ich den Rucksack am Depot gelassen, ich empfinde den Aufstieg trotz einiger schneebedeckter Felspassagen als einfach und bin deutlich vor dem Rest der Gruppe oben. Leider hat es wieder zugezogen, und der fantastische Rundblick bleibt uns verwehrt. Wieder am Skidepot machen wir ausgiebig Pause um den Preis, dass der zuvor jungfräuliche Südwesthang immer weiter zerfahren wird. Dann endlich fahren wir ab, ich als Letzter mit dem Seil. Es geht recht gut, auf den ganzen 15km bis ins Tal legt es mich aber doch dreimal, anyhow. Bis zum Abzweig zum Taschachferner ist alles locker, obwohl Kathrin einmal einer Spalte recht nahe kommt. Dann durch den zerrissenen Taschachferner, der sich harmlos unter einer glatten Schneedecke verbirgt. Respekt für den, der die erste Spur heute Morgen gelegt hat. Dann folgt eine Bordercross-Tour durch einen Gletscherbruch, dessen Mäuler denen der Bernina in nichts nachstehen. Wow, wir trauen uns was! Noch ein toller, steiler Tiefschneehang und es folgen mehrere Kilometer Zieher mit Schieben und Stapfen, auf denen mich meine miserabel laufenden Ski zur Verzweiflung treiben. Ein Weißbier an der sonnigen Taschachalm färbt Gott sei Dank alles wieder in Rosa bzw. Weiß.