Wie befürchtet wurde aus der geplanten Königsspitztour nach Absage von Hans nichts mehr. Peter hat wohl gespürt wie sauer und enttäuscht ich war und brachte nicht zuletzt deshalb die Nordwand der Weißseepitze als "Vorbereitungstour" und in gewisser Weise als "Ausgleich" ins Spiel. Es dauerte eine Weile bis ich mich mit dem Gedanken anfreunden konnte, aber die Aussicht auf einen AD und die Einstufung der Tour als "bei guten Verhältnissen einfach" überzeugten mich dann doch. Wegen der schlechten Vorhersage für den Sonntag planen wir eine Tagestour, d.h. 2:45Uhr aufstehen, damit wir gegen 6Uhr morgens starten können. Ich verbringe eine unruhige Nacht, der Gedanke 50Grad über 200hm frei zu gehen macht mir zu schaffen. Als wir dann auf der Hinfahrt im Morgenlicht noch weit vor dem Gepatschstausee die Nordwand erstmals sehen, ist aber sofort klar, dass - zumindest für Peter und mich - die Saison für die Wand vorbei ist. Der gut 150m hohe entscheidende 50Grad Hang im oberen Wanddrittel ist völlig blank, rechts sogar schon bis auf den Fels ausgeapert, das Eis scheint von Steinschlägen durchzogen. Ich bin enttäuscht und erleichtert zugleich. Kurz nach sechs starten wir ins unschöne, großteils ausgeaperte Skigebiet und gehen in herrlicher Morgensonne unterhalb der Lifttrasse auf die Nordwestflanke zu. Zwei Gruppen nach uns wählen die gleiche Route, ich werte das als eine Bestätigung unserer Einschätzung. Mit Steigeisen und den geliehenen Eisgräten machen wir uns an die Flanke und probieren dabei alle möglichen Technikvarianten aus. Schon steil hier, auch wenn die GPS Auswertung gerade mal 40-42 Grad ergibt. Forsch gehe ich auf eine recht große Blankeispassage zu, gerate da aber recht schnell ins Eiern. Das Eis ist oberflächlich brüchig und ich bekomme die Pickel nicht gut fest, so dass mir letztlich nur die Frontalzacken Halt geben. Das ist mir zu wenig, ich steige ab und umgehe das Eisfeld wie alle anderen, die inzwischen aufgeschlossen haben. Bis nach oben arbeite ich mich mit der Kopfpickeltechnik, sicher ein wenig zuviel des Guten, ein Typ von der Bergrettung in der anderen Gruppe geht locker aufrecht mit Spazierstockpickel. Dafür fühle ich mich so bombensicher, auf diese Weise packe ich auch die Königsspitze. Als wir den Grat erreichen zieht es leider zu. Der Rest ist eine einfache Wanderung über Blockgelände, die sich etwas steil dahin zieht. Oben haben wir einen tollen Rundblick in die Ötzis, der Nahblick auf die Weißkugel ist schon was Besonderes. Gemütlich steigen wir über den Grat wieder ab, im Skigebiet üben wir noch etwas Schraubensetzen und Gefährtensicherung im Eis. Ein wenig fuchst mich, dass dann doch noch zwei Punkte in der Nordwand zu sehen sind.