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Ortler
Ortler, 3.905m (Hintergrat)

Hammer, mein erster AD!

Datum: 19.07.2008
Hochtour
Gipfel:
  • Ortler, 3.905m
Ortler Alpen
Anspruch: AD
Ausgangspunkt: Rifugio Coston
Dauer: h
Aufstieg: 1.300hm
Mit dabei:
  • Peter B.
  • Hans
Wie Glühwürmchen leuchten die Stirnlampen der vor uns gestarteten Gruppen in der tiefschwarzen Nacht. Es ist sternenklar als wir um kurz nach vier Uhr langsam über den lockeren, nachgiebigen Moränenschutt stapfen, es hat tatsächlich wie vorhergesagt aufgerissen. Noch zeichnen sich die Umrisse der Königspitznordwand nur schwach ab, aber man ahnt schon was für ein gewaltiger Anblick uns heute den ganzen Morgen begleiten wird. Der Mix aus Freude, Spannung und Sorgen macht mich wepsig. Reicht mein Kletterkönnen, halten Hand und Kondition? Bald tauschen wir den Schutt gegen harten Firn (schon hier auf knapp 3.000m) und es folgt Berglände wie ich es liebe: gestufter Fels, nie schwerer als I-II, Firnabschnitte, hart aber nicht zu steil, Rinnen und Schotterfelder, teilweise steil und ausgesetzt. Der Aufstieg zum Grat und der erste Abschnitt darauf sind einfach genug, um den Sonnenaufgang und die bombastische Aussicht einfach nur zu genießen. Gegen 6:30Uhr erreichen wir das erste Firnfeld (3.400m). Super Verhältnisse, eine schöne harte Firnauflage kleidet den breiten Rücken, der zum Schluss hin ordentlich aufsteilt, in makelloses Weiß. Wir machen eine kleine Esspause, nehmen dann das Firnfeld ohne Steigeisen und folgenden den nun zunehmend schmalen Grat in leichter Kletterei zum Signalkopf (7:30Uhr, 3.700m). Jetzt geht's erst richtig los. Der Signalkopf wird linksseitig auf einem schmalen, verschneiten und etwas abdrängenden Band umlaufen. Die Gruppe vor uns hat ein Fixseil gelegt, das sie uns freundlicherweise mitnutzen lässt, somit kein Problem. 20m weiter die Schüsselstelle, an der sich gut 15 Leute vor uns stauen. Auf dem schmalen Grat warten wir gut 1h, und können das folgende, gut 45Grad steile zweite Firnfeld ausgiebig studieren! Schluck! Auch den Gipfel hat man von hier gut im Blick, die ersten Stauvermeider kommen oben an, als sich Peter - ähnlich mäßig elegant wie ich - über die Schlüsselstelle würgt (kurz vor 9:00Uhr). Gut, dass wir Hans dabei haben, er nimmt die Stelle souverän, ohne Hilfsmittel im Vorstieg und bringt die definitiv notwendigen Sicherungen an. Das hätte ich nicht gekonnt, danke Hans, Dir verdanke ich die Tour! Ein super ausgesetztes Firngratstück mit luftiger Ausstiegskletterei führt uns auf das zweite Firnfeld. Auch wenn ich durch meine Beine bis nach Sulden runterschaue, komme ich da ganz locker drüber (9:50Uhr). Wieder Stau vor einer Kletterei (ca. II ähnlich wie Spalla), bei der ein unvorsichtiger Wiener fast abstürzt, dann das dritte Firnfeld und der Schlussgrat. Peter ist ziemlich ausgepumpt und der ausgesetzte und etwas heikle Einstieg in den Schlussgrat machen ihm Nervenflattern. Hans sichert Peter bis zum Gipfel, während ich locker hochgehe und ca. 10m unterm Gipfel (11:00Uhr) auf die beiden warte. 15min später gehen wir gemeinsam hoch, es herrscht Hochbetrieb, der sich aber während unserer dreiviertelstündigen Gipfelpause komplett verflüchtig und wir unseren Gipfel allein genießen können. Die kurz aufgezogenen Wolken verlassen uns freundlicherweise wieder schnell. Gegen 11:45Uhr beginnen wir den Gletscherabstieg über das Ortlerplatt, eine Genußwanderung vor Traumkulisse. Knapp 1h später passieren wir das Lombardi-Biwak, die Payer-Hütte wirkt ganz nah von hier, so dass ich überzeugt bin, dass wir heute noch bequem absteigen und heimfahren können. Was für ein Irrtum! Eine Abseilpartie ins Bärenloch, langer Stau vor dem Tschierfeck und ein endloses Geklettere ab dort lassen uns die Payerhütte erst gegen 15:45Uhr erreichen, wobei die Abseilstelle vor dem Tschierfeck übrigens der härteste Test für meine Nerven ist. Gut, dass wir übernachtet haben, so wird der Abstieg zur herrlichen Sonntagmorgen Genußwanderung, die wir durch die Abkürzung über eine steinschlaggefährdete Steilrinne unnötig verschärfen.