Mittwoch, 6.5.: Schlechtes Wetter, die Wolken hängen tief, niemand glaubt so richtig an den Gipfelerfolg, trotzdem machen wir uns auf den Weg zum Matteo. Wegen der schlechten Sicht laufen wir in weitem Linksbogen am Geltscherbruch vorbei, um uns entlang der langen flachen Rampe, die sich quer durch den Talabschluss zieht, zur Schulter hochzuarbeiten. Am Beginn der Rampe trennen sich die Matteo Aspiranten: Eine Franzosengruppe mit Bergführern macht sich links eine steile Rinne hinauf, vermutlich um die Punta Caio zu besteigen. Unsere holländischen Freunde machen sich geradeaus auf zu Bivaco xxx. Weit vor uns ist im Trüben eine Dreiergruppe bereits auf der Schulter. Dort gehen wir locker in gut 1h hoch und geben dort wegen schlechter Sicht auf. In der Hoffnung, dass der gute Wetterbericht für den nächsten Tag eintrifft, schlagen wir einen langen Nachmittag auf der Hütte tot. Do 7.5. Der angekündigte strahlende Tag ist da: oberhalb der Guilli Felsstufen legen wir unser Materialdepot an und machen uns auf. Ein traumhaft scharfes, klares Licht erzeugt ein völlig verändertes Ambiente, bald bilden Königsspitze und Cevedale eine bombastische Kulisse. Anders als am Vortag steigen wir direkt zur Schulter auf, ich langsam und ohne mich anzustrengen. Nach ca. 2:30h erreichen wir die Schlüsselstelle, eine steile Querung zu Gipfelhang. Vorsichtig gehe ich mit Harscheisen, schon gruselig, nichts für schwache Nerven, aber die Verhältnisse sind gut, griffig und nicht zu weich. Der Schlussanstieg zieht, immerhin fehlen noch fast 200hm, nach ca. 35min erreichen wir den Gipfel, ganz locker, kein roter Bereich. Der Gipfelgrat ist schmal und fällt zu beiden Seiten ordentlich ab, entsprechend luftig und aussichtsreich ist der Rastplatz. Der Gipfelblick, insb. nach Süden ist der Hammer: Brenta, Presanella und Adamello bekommt man sonst nicht so zu Gesicht. Die Abfahrt ist im unteren Teil ein Traum: Der Firn ist ideal, man hat den Eindruck zu fliegen, selbst steile Moränenhänge sind einfach nur schön zu fahren. Durch eine geeignete Spurwahl (links) fahren wir ohne Unterbrechung ab bis zum Staudamm.