Nach zwei höllischen Arbeitswochen im Anschluss an den Urlaub nötigt mich Annabelle geradezu zu einer Tour. Peter will einen Klettersteig machen, wozu ich - nicht nur wegen meiner Hand - keine große Lust habe. Bereit zu der lang geplanten Solotour auf Ackerl- und Maukspitze rufe ich Ralf an und er sagt wider erwarten zu. Kurz nach sieben starten wir bei schönem Herbstwetter, passieren recht bald die Gaudeamus-Hütte und steigen durch lichten Wald in Richtung Ackerlhütte. Es rächt sich, den Weg nicht genau studiert zu haben, anstelle des Wilden-Kaiser-Steigs gehen wir über die Ackerlhütte, was gut 25min Umweg bedeutet. Dennoch stehen wir nach gut zwei Stunden im Hochgrubkar am Einstieg in den felsigen Teil der Tour. Ein schmaler Pfad, teilweise über drahtseilversicherte Ier-Stellen führt steil und luftig nach oben und wir erreichen in etwa 15min die Schlüsselstelle, ein fast senkrechter 20m-hoher Felsriegel, der die Kare Niedersessel und Hochsessel trennt. Wir machen eine kleine Esspause und los geht's. Ralfs Unsicherheit verfliegt schnell, locker und flott kommt er über die Stelle. Auch ich mache das recht locker, die Eisengriffe entschärfen die Passage deutlich. Weiter geht es durch eine schmale Rinne mit vielen IIer Stellen ohne ausgesetzt zu sein - mein Lieblingsgelände, die Tour hält was sie versprochen hat. Auf ca. 1.850m verlassen wir die Rinne, ein Pfad führt nun über weitläufiges Schrofengelände zum Gipfelaufbau. Hier beginnt man Ralf anzumerken, dass er schon lange nichts mehr gemacht, aber er beißt die Zähne zusammen und arbeitet sich hoch. Kurz vor dem Gipfelaufbau wechseln wir die Gratseite und gewinnen tolle Einblicke in den Kaiser und die Voralpen. Noch eine kurze Kletterei am Gipfelaufbau und wir erreichen nach 3:55h den Gipfel. Feine Aussicht, wenn auch nach Süden etwas diesig. Nach 25min machen wir uns an den Abstieg. Ralf ist recht platt und im Felsgelände noch nicht so sicher wie früher. Als ihn auch noch Krämpfe plagen, beschließen wir die Maukspitze sein zu lassen und schnell über den Aufstiegsweg abzusteigen. Die Schlüsselstelle liegt uns sehr im Magen, erweist sich aber nach der ersten Überwindung als unproblematisch und bestätigt unsere Wahl. Auf dem Rückweg verfransen wir uns wieder und gehen in unnötig weitem Bogen zur Gaudeamus-Hütte (45min Umweg), wo beim Bierchen Ralfs Comeback begießen.