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Königsspitze Suldenspitze
Königsspitze, 3.851m

Traumtour!

Datum: 27.06.2010
Hochtour
Gipfel:
  • Königsspitze, 3.851m
  • Suldenspitze, 3.376m
Ortler Alpen
Anspruch: PD+
Ausgangspunkt: Rifugio Casati
Dauer: 9:15h
Aufstieg: 1.400hm
Mit dabei:
  • Peter B.
  • Markus

Ja, ich werde es schaffen, jetzt weiß ich es! 20m über mir leuchten die Strahlen der Morgensonne vor tiefblauem Himmel über dem Joch zur Ostflanke der Königsspitze. Die letzten 200hm durch das angeblich 42Grad steile Couloir sind erstaunlich gut verlaufen: Der Firn ist hart und griffig und das Gehen der steilen Stufen strengt mich weit weniger an als das unendliche Weichfirngestapfe des Vortags, an dem ich mich auf dem endlosen Weg von Sulden zur Casati-Hütte (5h, 1.400hm) ziemlich verausgabt habe. Ich war von Zweifeln geplagt, als wir uns heute Morgen gegen 3:40Uhr aufgemacht haben, eine kurze und unruhige Nacht hat wenig Erholung gebracht. Der flotte und steile Abstieg hinunter auf ca. 2.850m bei hellem Vollmondlicht und die lange flache Querung bis zum Frühstücksplatz (6:00Uhr, ca. 3.250m) brachten wenig Erkenntnis, wo ich wirklich stehe. Nun sind die knapp 200hm aber in gut 30min überwunden und ich fühle mich gut. Ich steige über das Joch und nun stehe ich drin, in der umwerfenden Südostflanke der Königsspitze. Wow, endlich bin ich hier! Unter mir dreht die Flanke in einer Linkskurve steil nach Ost, um sich in schmalen Rinnen zu verlieren. Nach oben geht es durch scheinbar senkrechtes Weiß in den tiefblauen Himmel. Ein wenig Morgennebel im Tal und auf den kleineren Gipfeln verleihen diesem herrlichen Morgen das Besondere. Brille raus, ein Gel reingeschoben und wir machen uns an die nächste Etappe, 200hm, gefühlt senkrecht über dem Schlund der Ostflanke, wie besprochen seilfrei mit Pickel und einem Stock (6:55Uhr). Der Firn hat hier schon 2h Sonne genossen, das merkt man deutlich, dennoch ist alles viel harmloser und kontrollierter als ich es mir vorgestellt hatte. Trotz Anstrengung ein Hochgenuss! Wir brauchen keine 30min, um die Schulter zu erreichen, ab der sich die Flanke sanft zurücklegt. Hier sehen wir deutlich wie viel heute los ist, die wenigen Gruppen hinter uns eingerechnet werden heute wohl ca. 60 Leute oben stehen. Außer uns gibt es aber nur noch ein Grüppchen Einheimischer, das sich auf die Mördertour von der Casati eingelassen hat, alle anderen kommen von der Pizzini. Wir reihen uns ein. Nach der Querung steilt es wieder ordentlich auf und zieht sich, schließlich sind es ja ab der Schulter noch 200hm. Das letzte Stück am Grat verläuft in der Flanke mit respektvollem Abstand zur Wächte auf einer stellenweise nur fußbreiten Spur, die die vielen Begegnungsmanöver durchaus spannend macht. Es ist fünf nach acht als wir den Gipfel betreten. Wow, ich schwimme im Adrenalinmeer und bin überwältigt von Erfolg und Szenerie. Wir bleiben rund 40min, es ist warm und windstill und die Aussicht umwerfend. Vorsichtig machen wir uns an den Abstieg, auch hier oben ist es schon ziemlich weich und nach wie vor gibt es viele Begegnungen am schmalen Grat. Die erste Steilpassage erweist sich als harmlos, es ist eben doch ein PD, also Gehgelände. Die zweite Steilpassage ist schon heikler, der Firn ist nur noch weicher Brei, der unter jedem Tritt wegrutscht. Wir steigen mit Gesicht zur Flanke ab, so lassen sich deutlich stabilere Tritte finden als mit der Ferse voraus. Gegen 10:00Uhr erreichen wir sicher den Frühstückplatz, ab jetzt besteht keine Gefahr mehr, es bleibt nur noch Plackerei. Etwas über eine Stunde benötigen wir in der Bullenhitze, um den Aufstiegspunkt zu erreichen. Schon hier bin ich platt, ich merke die Quälerei des Vortags und die fehlenden Schneeschuhe, die ich zur Gewichtsersparnis auf der Hütte gelassen habe. Die knapp 400hm Aufstieg zur Casati sind ein Drama, aber irgendwie geht es dann doch und kurz vor eins liegen wir flach auf der Hüttenterrasse.

Nach 1h Pause mit Spaghetti und viel Trinken, stapfen wir mit schweren Rucksäcken auf Schneeschuhen auf die Suldenspitze zu. Wir waren uns einig, die wegen Naßschneelawinen heiklen Osthänge der Suldenspitze nicht nochmal wie am Vortag zu queren, also oben rüber, obwohl Anstiege jetzt das Letzte sind, was ich brauchen kann. Und auch das geht irgendwie. Der Abstieg über den Gletscher mit Schneeschuhen geht zwar flott voran, aber angeseilt mit diesen Wackelpantoffeln ist es schlicht besch***enes Gestolpere, ich fluche viel. Doch auch das ist nach ~1,5h vorbei, und guter Stimmung im "brain-dead-mode" erreichen wir gegen 17:30 den Parkplatz, wo die Nachricht vom 4:1 gegen England den Tag perfekt abrundet.

(3:40Uhr Start Casati - 5:40Uhr Frühstücksplatz - 6:05Uhr Start Frühstücksplatz - 6:35Uhr Joch - 7:20Uhr Schulter - 8:05Uhr Gipfel - 8:40Uhr Abstieg - 9:55Uhr Frühstücksplatz - 10:15Uhr Start Frühstücksplatz - 12:50Uhr Casati)