Was hat Peter denn da ausgesucht, denke ich mir enttäuscht. Aber zwei Wochen vor unserem Mont-Blanc Vorhaben ist eine gewisse Logik nicht abzustreiten: Eine steile NW-Flanke, vermutlich eisig, AD-, Empfehlung aus Schmitt/Pusch, kurze Anreise, na gut. Gegen 16:00 Uhr machen wir uns bei Bullenhitze über den Sommerweg auf zur Franz-Senn Hütte, die wir auf hübschem Weg nach etwas über einer 1h erreichen. Es ist brechend voll, ein Ärzteworkshop, dazu AV-Kurse, Familien etc, klar, dass wir nur noch ein Lager bekommen haben. Die Hütte ist top ausgestattet, draußen gibt's sogar eine große Leinwand für das WM-Spiel um den 3. Platz. Nach erstaunlich gutem Schlaf starten wir kurz nach fünf. Es ist schon recht hell, die vergessene Stirnlampe stört nicht. Bretteben geht es im rötlichen Morgenlicht durch das hübsche Alpeiner Tal, bis es nach knapp einer Stunde neben einem Wasserfall über eine Stufe hinaufführt in den oberen Teil des Tals, wo man recht unvermittelt dem Alpeiner Gletscher gegenübersteht. Der untere Teil des Glestchers ist völlig blank, um in einer weiteren Stufe in einen spektakulären Bruch zu münden. Vom auf der Karte von links hinunterziehen Alpeiner Kräulferner ist nicht viel zu sehen, dafür erblicken wir hier schon die blanke, steile NW-Flanke, über die wir drüber müssen. Schluck. Wir steigen steil gut 300hm über unangenehm lockeres Geröll und betreten auf etwa 2.800m von Norden den Kräulferner. Eine gute halbe Stunde marschieren wir gemütlich über den hier wenig steilen Gletscher, dann wird es ernst. Die ersten 50hm noch im Firn, dann aber blank geht es zünftig steil hinauf, etwa vergleichbar mit der Königsspitze, nur eben blank und damit heikel. Richtig toll stehe ich im Aufstieg nicht auf meinen Eisen. Nach der Steilflanke geht es dann zunächst in Firn und dann über Blockwerk ohne weitere Schwierigkeiten auf den Gipfel (9:15). Klar, dass wir hier völlig allein sind. Dann der mit Herzklopfen erwartete Abstieg. Ich gehe vor und merke recht schnell, dass hier gilt: Je blanker desto besser. Mit ein wenig Rücklage fressen sich die Eisen perfekt ins Eis und greifen zig mal besser als in jeder Art von Firn. So geht es in der Falllinie flott nach unten. Eine echt wichtige Erkenntnis, schon wegen dieser Erfahrung hat sich die Tour gelohnt. Auf dem weiteren Weg über den Gletscher breche ich mit einem Bein in eine Spalte, Gott sei Dank eine recht schmale, aber auch das ist möglicherweise eine Erkenntnis zu rechten Zeit. Inzwischen hat es zugezogen und die letzten 500m zu Hütte joggen wir und erreichen sie gerade noch vor einem üblen Platzregen, den wir in der Hütte zufrieden abwarten.