Endlich das erste gute Wochenende nach den Ferien, die Hintere Schwärze soll diese durchwachsene Saison einigermaßen versöhnlich abschließen, dafür nehme ich auch den Winterraum in Kauf. Peter, mit seiner Südamerika-Tour vor Augen, ist eh für jedes Unternehmen zu gewinnen. Trotz schweren Gepäcks erreichen wir das Martin-Busch-Haus in knapp unter zwei Stunden, so dass wir bequem Zeit für eine Erkundung des Marzellkamms und des Abzweigs zur Hinteren Schwärze haben. Die Erkundung lohnt sich, der alte Abstieg zum Marzellferner ist schon seit 3 Jahren wegen Steinschlaggefahr gesperrt, die gute Beschreibung von steinmandl.de hilft hier weiter. Für Anfang Oktober liegt m.E recht viel Schnee, schon auf ~2.600m stapfen wir durch 25cm feuchten Neuschnee. Die Gletscher sind tief verschneit und ungespurt. Eine Schneeschuhgängerin aus Ellwangen, die am Similaun war, berichtet von hüfttiefem Schnee ab 3.300m und hält es für unmöglich, die Gletscher ohne Schneeschuhe zu begehen. Peter sieht das entspannt, er hat Schneeschuhe dabei, ich aber nicht. Am Abend treffen noch zwei Hirten im Winterraum ein, die am nächsten morgen die letzten versprengten Ziegen einsammlen wollen. Der Ältere der beiden rät uns wegen Lawinengefahr von der Schwärze ab. Wir beschließen am nächsten Morgen am Abzweig zu entscheiden. Wir starten Punkt 6:00Uhr bei herrlich sternklaren Himmel, Anfang Oktober ist es um diese Zeit noch stockfinster. Nach ca. 45min erreichen wir auf ca. 2.750m den Abzweig. Peter ist nicht so gut drauf wie sonst, ich persönlich sehe ohne Schneeschuhe keine realistische Chance für mich, so beschließen wir vernünftig wegen zweifelhafter Lawinenlage auf den Similaun auszuweichen. Etwas enttäuscht konzentriere ich mich darauf, jetzt diese Tour zu geniessen. Es ist ein herrlicher Morgen und der Kamm ist wunderbar aussichtsreich, eine viel schönere Route als der langweilige Weg durch Niederjochtal. Gut 3,5h wandern wir über den Kamm, erst gegen 9:30Uhr betreten wir auf ca. 3.150m den Gletscher. Weit nach vorne gebeugt, möglichst viel Gewicht auf die Stecken verlagernd stapfe ich vorsichtig in Peters Schneeschuhspur. Geht ganz gut, ich breche nur selten, und dann nicht sehr tief ein. Etwa 1h benötigen wir so bis zum Einstieg in den Gipfelgrat (ca. 3.450m). Eine Gruppe, die in der Similaunhütte übernachtet hat, kommt uns hier entgegen, es sind die Einzigen, die wir heute treffen. Auf den letzten 150m spüre ich die Länge der Tour, gut dass Peter nicht in top Form ist (er dachte am Marzellkamm sogar ans Aufgeben). Kurz vor 11:00Uhr stehen wir am Gipfel, fast 5h hat uns der Berg abverlangt. Leider ziehen ein paar hohe Wolken durch, dennoch ein fantastischer Gipfelblick. Wir steigen über das Niederjochtal ab, inzwischen brennt die Sonne runter und ich bin am Verdursten, denn wir haben uns im Winterraum mit den Flüssigkeitsvorräten verkalkuliert und schon zum Frühstück unsere halbe Tagesration weggetrunken. Wie jeder Abstieg, endet auch dieser irgendwann (13:45Uhr Martin-Busch-Haus, 16:30Uhr am Auto).