Seit zwei Wochen ist es frühsommerlich warm bei stabilem Hochdruck, in München haben wir regelmäßig über 20Grad. Nach unserer Glocknertour habe ich bewusst zwei Wochen mit Rücksicht auf das Familieneleben ausgesetzt, dennoch behagt mir der Gedanke einer Übernachtungstour eine Woche vor der geplanten Schweiz-Tour überhaupt nicht. Insofern bin ich sehr froh über meine Idee mit der Tagestour von der Rudolphshütte, für die Peter sofort zu begeistern ist.
Karfreitag um 4:30Uhr aufgestanden, 5:30Uhr bei Peter losgefahren, sind wir planmäßig vor 7:45Uhr an der Liftstation Enzingerboden, um in Ruhe vor dem ersten Lift aufzurödeln. Leider stellt sich heraus, dass der Karfreitag in Österreich kein Feiertag ist, und so öffnet der Lift erst um 9:00Uhr.
Während wir rumsitzen und sich der Platz mit wartenden Tourengehern füllt, erklärt uns ein älterer Einheimischer, was ich schon ahnte: Auf dieser Tour sind weder Gurt noch Seil nötig, ähnlich wie am Längentaler oder am Lüsenser definiert der Eineimische das Sonnblickkees zur gurtfreien Zone. "Hoab no nia do oan mit am Gurt gsegn". Mit Mühe ist Peter zu überreden, das Gerödel da zu lassen, ich lass auch den Pickel zurück.
An der Bergstation Rudolphhütte überrascht uns ein unerwartet schönes Panorama mit den steilen Nordwänden von Eiskögele und Johannisberg. Eine kurze Abfahrt über die Piste zum Stausee bringt uns zum Auffellpunkt, von dem wir uns um 9:40Uhr auf den Weg machen. Peter beginnt wie immer für meine Verhältnisse zu flott, nach ca. 15min haben wir uns eingerüttelt und bei Bullenhitze geht es in spektakulärer Landschaft meist moderat bergauf.
Da wir - wie die meisten Tourengeher - eine etwas steilere Linie wählen (nicht am Ombrometer vorbei), erreichen wir bereits nach etwa 1,5h das Plateau unterhalb des Gipfelhangs des Sonnblick, von wo aus auch erstmals der steile Gipfelaufbau der Granatspitze einzusehen ist. Der macht richtig Lust. Da die Verhältnisse gut sind, steigen fast alle durch die steile Ostflanke (~30Grad) auf den Sonnblick, nur wenige gehen den für schlechtere Verhältnisse empfohlenen Südgrat. Peter stürmt wie immer voran, aber auch ich bewältige den Hang in gut 20min, so dass ich bereits nach 1:50h den Gipfel erreiche. Klar, dass das anstrengend war.... Wir bleiben nur kurz am Gipfel für ein paar Fotos.
Die Abfahrt durch die Ostwand ist kurz aber knackig, der Schnee ist schon fast zu weich, aber in Summe ist das ganz gut fahrbar. Vor zwei Jahren hätte ich das noch nicht drauf gehabt. Wir fahren bis zum Granatsattel ab, fellen dort auf und steigen etwa 15min hoch zum Skidepot unterhalb des Ostgrats.
Wir beschließen ohne Steigeisen zu gehen, Peter nimmt seinen Pickel, ich lasse die Stecken unten. Der Grat ist in etwa vergleichbar zu dem des Lüsenser Fernerkogels. Zunächst eine steile Firnpassage, die mich meine Steigeisen vermissen lässt, dann wieder Blockkletterei, bei der die Teile nur genervt hätten, eben kombiniertes Gelände. Trotz etwas Staus dauert der Aufstieg kaum 20min.
Der Gipfel ist klein und luftig, beim Gipfelfoto darf man nicht rumschlampen, in alle Richtungen ist es sauber ausgesetzt. Gegen 13:00Uhr sind wir wieder am Depot. Die Abfahrt wird super, gerade im oberen Teil ist es ideal aufgefirnt. Wir wählen eine Variante, die uns in eine steile Rinne führt, trotz tiefem Sulz bewältigen wir die ganz gut. Es läuft so schön, dass ich im Gegensatz zu Peter bis ganz runter zum See abfahre, was meinen Rückanstieg zur Rudolfshütte auf gut 150hm verlängert. Trotz Affenhitze geht es ganz gut.
An der Rudolfshütte nehmen wir die Seilbahn ins Tal, obwohl es schon irgendwie gegangen wär, bis zur Mittelstation...