Vielleicht nicht ganz so krass wie bei Axel Naglich, aber dieses Ding ist in der Tat anspruchsvoll. Als auf der Anfahrt zwischen sich auflösenden Wolkenfetzen die ersten Blicke auf die Hohe Munde frei werden, wird mir erstmals klar wie steil das Teil wirklich ist. Mit entsprechenden Respekt starten wir ab dem Parkplatz mit Skiern über die verlassene Skipiste. Nach rund 30min treten wir in ein Wolkenfeld und sind die nächsten 45min in dichter Suppe unterwegs. Kurz hinter der Rauthhütte reisst es auf, der Himmel ist dunkelblau und wir steigen vor dem Kontrast der grünen Täler durch eine Rinne hinauf Richtung Grat. Hier ist seit Tagen keiner mehr gewesen und so müssen wir den ganzen Weg über die Spur legen. Schon hier finde ich es steil und gehe eine deutliche flachere Linie als Peter, der mal wieder auf der "Berchtesgadener Spur" unterwegs ist. Gut, dass ich noch nicht weiß, was da noch kommt. Nach ca. 2,5h erreichen wir die erste wirklich steile Stufe (ca. 38-40Grad) durch einen Latschengürtel. Die Stufe ist durchsetzt mit Schneerutschen und zudem setzt Nebel ein, was meine Zuversicht sofort auf den Nullpunkt fährt. Jeder wählt hier eine andere Methode: Peter schnallt ab und steigt zu Fuß in der Falllinie auf, ich kreuze auf flacher Linie und Markus geht - wie ich finde - in grauenhaft unangenehmen Treppenschritten. Gott sei Dank ist das hier trotz großer Steilheit noch kein Absturzgelände. Nachdem wir dieses Stück überwunden haben, bin ich etwas angeschlagen - moralisch und fitnessmäßig. Doch die wieder rausgekommene Sonne zieht mich hoch, die Psychologie des Bergsteigen ist schon recht simpel. Wenig später queren wir über einen Abbruch in den nun echt steilen Teil. 42Grad hat das hier, das ist wie die Königsspitze. Bis dahin war mir klar, dass ich auf der Königsspitze nichts mit Skiern zu suchen habe, schon gar nicht in der Abfahrt aber auch nicht im Aufstieg. Markus geht voraus mit seinen ätzenden Treppenschritten, für die ihn später auch ein nachkommender Tourengeher kritisiert. So mir reicht's, ich will mich nicht schon im Aufstieg umbringen. Wir steigen um auf Steigeisen und überwinden die folgenden 42 Grad steilen 200hm über dem Abbruch langsam aber vollkommen sicher. Dahinter flacht der Hand etwas ab und 30min später kämpfen wir uns - immer noch mit Skiern am Rücken - durch die Wächte des Gipfelkamms. Um 13:30Uhr - nach 4:50h - erreichen wir endlich den mit Funkmasten verbauten Ostgipfel. Der Übergang zum Westgipfel kommt schon aus Zeitgründen nicht in Frage, ist aber - ohne Spur - auch technisch nicht Ohne und super ausgesetzt. Zu Beginn der Abfahrt bin ich mir sicher, den Steilhang zu Fuß zu machen. Vorsichtig fahren wir bis zur ersten "Schanze nach Innsbruck", der Schnee ist windverpresst und nur mäßig gut zu fahren. Dann reiss ich mich zusammen, und besser als erwartet ziehen wir unsere Lines durch den Steilhang oberhalb des Abbruchs. Das Adrenalin fließt in Strömen, als wir da durch sind. Es folgen 500hm Firngenuß und chillen in der Sonne auf der Rauthhütte. Eine Wow-Tour, auf der ich wieder einen Schritt nach vorn gemacht habe.