Die Tourwahl ist Ergebnis einer spontanen Umplanung - und ein Volltreffer. Nachdem die Webcams klar gezeigt haben, dass die Nordwand der Weißseespitze in ähnlich schlechtem Zustand ist wie vor drei Jahren, satteln Peter und ich spontan auf diese Hochtour-light um. Früh dran sein ist Trumpf, um 4:30Uhr geht es bei Peter los, um halb sechs nach flotter Fahrt durch die Terra incognita der Ramsau sehen wir erstmals den Hochkalterstock im Morgenlicht, um 5:50Uhr sind wir schon unterwegs auf dem Wanderweg zur Blaueishütte. Hier geht es zügig und ohne große Hatschanteile rauf, so dass wir bereits um halb acht an der Hütte den ersten Frühstücksstop einlegen. Vor uns liegt der beeindruckende Kessel mit dem Blaueis (eher Blaufirn), das deutlich größer ist, als ich erwartet hatte. Um 8:15 Uhr gehen wir mit Steigeisen über den griffigen Trittfirn. Auch wenn es zum Ausstieg hin tatsächlich ordentlich aufsteilt, wäre das auch gut ohne Eisen gegangen. Der Bergschrund ist noch teilweise geschlossen, so erreichen wir den seilgesicherten Ausstieg ohne besondere Schwierigkeiten. Die besonders malerischen letzten Meter zur Blaueisscharte (9:30Uhr) führen vorbei an der Blaueisspitze nochmal über Firn. Um 9:45Uhr machen wir uns an den Felsanstieg über den Ostgrat. Gleich zu Beginn treffen wir auf eine ausgesetzte Stelle, die mindestens eine II+ ist. Ein klar ersichtlicher Bohrhaken verleitet uns dazu, die Stelle zu sichern, was uns einiges an Zeit kostet und sich im Nachhinein als recht übertrieben erweist. Danach geht es deutlich leichter durch luftiges, super schönes Ier und IIer Gelände, das immer wieder etwas Orientierungsgeschick erfordert. Eine firnbedeckte Rinne führt zum abweisend aussehenden Gipfelaufbau, der aber dann doch nicht mehr als einen IIer fordert (11:15h, 5:25h). Der Gipfelblick ist hier im wilden Osten echt mal was Neues, leider trüben ein paar hohe Föhnwolken das bisher tiefe Blau des Himmels. Im Hauptkamm hängen die Wolken, was zeigt, dass wir mal wieder die richtige Tour gewählt haben. Nach kurzer Gipfelrast steigen wir über den Normalweg, den Nordgrat, zur Blaueishütte ab. Gerade zu Beginn ist der Grat super luftig und aussichtsreich mit tollen Tiefblicken zum Blaueis. Trittsicherheit ist hier absolutes Muss. Es zieht sich gut 1:45h hin bis wir trotz flotten Schrittes die Scharte zur Blaueishütte erreichen. Hier müssen wir gut 100hm auf einer glatten Platte abklettern, die zwar gute Tritte und Griffe bietet, aber nach der langen Tour nochmal die letzten Körner fordert. Die letzte Schwierigkeit bildet der Abstieg über ein firnbedecktes Kar. Tatsächlich spielen mir meine müden Beine einen Streich, trotz Pickel komme ich ins Rutschen und nehme sehr schnell ordentlich Tempo auf. Zum Glück kann ich nach wenigen Metern ein Schotterfeld zum Bremsen nutzen, aber das führt nochmal deutlich vor Augen, warum Altschneefelder so gefährlich sind. Kurz vor halb drei sitzen wir beim Tourabschlussbierchen hochzufrieden an der Hütte.