Bereit wie nie! Das sind Markus' Worte beim Aufbruch um 6:40Uhr an einem herrlichen Sommertag. In der Tat, seit gut zwei Jahren lässt mich dieser Berg nicht los, es ist diese Mischung aus Vorfreude, Ungewissheit und ein wenig Angst, die es ausmacht. Es beginnt gleich abweisend. Nach etwa 35min lassen wir die letzte spärliche Wegspur hinter uns und steigen im Bachbett Richtung Wasserfall, gemäß einer scheinbar kompetenten unter den sehr wenigen Tourenbeschreibungen. Leider rät genau diese Beschreibung wortreich vom richtigen Weg ab, so dass wir gleich mit einem Steilschrofen-Verhauer beginnen und gut 30min rumirren bis wir irgendwo im Latschengürtel der Steilstufe auf den richtigen Pfad treffen. Dort geht es steil und im feuchten Schatten der hohen Flanken der Falken zügig hinauf. Nach etwa 2h erreichen wir den oberen, flacheren, grasigen Teil des Kars und machen Rast auf einem breiten Grasrücken unterhalb des ersten Schneefeldes. Das etwa 30 Grad steile Schneefeld nehmen wir ohne Eisen und steigen über steiles, unangenehmes Geröll zum Fuß der Grasrinne hinauf zur kleinen Scharte. Hier steilt es ordentlich auf, schon hier braucht es Einiges an Können und Selbstvertrauen, um sicher hoch zu kommen. Den Gedanken an das Runter blende ich schon hier lieber aus. Nach 3,5h erreichen wir die kleine Scharte. Obwohl hier die Tour erst richtig beginnt, ist man überzeugt falsch zu sein: Über 50m bricht es auf der anderen Seite ab und nach oben führt nur vierer Gelände. Man will einfach nicht wahrhaben, dass es auf einem 20cm breiten Grasband ohne jede Spur über dem Abbruch um eine Kante geht und dann - etwas breiter - etwa 20hm bergab. Was für ein Nerventest! Dann folgt der Aufstieg zur Grünen-Rinnscharte, 50hm Steilschrofen über einem Abbruch, auch hier schlägt allen das Herz bis zum Hals. War's das? In der Tat wird es nicht mehr schlimmer, aber es bleibt anspruchsvoll, auch was die Wegfindung betrifft. Etwa eine Stunde teils ausgesetzte Kraxelei am Grat oder in der Ostflanke führt uns nach 4:50h zum Gipfel. Wow, was für ein Panorama und was für ein Erfolgserlebnis, wenn man ein 31 Jahre altes Gipfelbuch findet! Wir bleiben eine Stunde oben. Gut 1,5h brauchen wir für den Abstieg zur Grünen-Rinn-Scharte, inklusive Verhauer und einer Hangelpassage, an der wir Markus sichern. Schweigend machen wir uns an die Steilschrofen, der Blick nach unten ist schwindelerregend. Erich und ich kreuzen früh in den rechten, felsigen Teil der Rinne und kommen ganz gut in zuverlässiges Gelände. Markus geht außen rum, und benötigt eine Sicherung. Der Aufstieg zur kleinen Scharte ist nach alledem schon nicht mehr aufregend. Um 14:30Uhr stehen wir an der kleinen Scharte und erkennen, dass es immer noch nicht vorbei ist. Nochmal eine halbe Stunde volle Konzentration, denn auch hier kann man sich allzu leicht verabschieden. Erst als wir im Geröll des Falkenkars abfahren, wissen wir, dass keine Gefahr mehr droht. In der Steilstufe über dem Wasserfall verhauen wir uns wieder und irren über eine Stunde rum. Am Ende hilft nur zähes Aufsteigen zum letzten eindeutigen Steinmandl. Um halb sieben, nach fast 12 Stunden sind wir erschöpft, glücklich und stolz am Auto. Bleibt die Frage, ob das für mich verantwortbar war.