Ich hab' am Bianco gekniffen und bin gar nicht angetreten. Es mag viele rationale Erklärungen dafür geben, aber am Ende habe ich es mir nicht zugetraut, zumindest nicht so, dass ich über jede Befürchtung erhaben gewesen wäre. Mal sehen, was das für meine bergsteigerische Zukunft bedeutet, ich kann es jetzt noch nicht sagen. Eine wunderbare Isartour mit den Kids bringt mich auf andere Gedanken, dazu soll es eine mäßig anspruchsvolle Kompensationstour richten. Ich starte relativ spät, kurz vor 9:00Uhr. Flott und unspektakulär geht es hinauf zum Scheffauer (2.111m, 2:08h für steile 1.200hm). Am Scheffauer-Gipfel denke ich lange nach. Hangwolken tauchen den Grat immer wieder in Nebel, natürlich keine Sau am Grat, der Einsteig ist unklar. Aber dann reiss ich ich zusammen, finde sofort den Einstieg und stehe gleich an der Schlüsselstelle: Von einer kleinen Scharte geht es 5m über einen IIer ziemlich senkrecht rauf auf den Grat. Das mach ich ganz statisch und souverän. The heat is on. Der weitere Weg ist weniger technisch anspruchsvoll, als psychisch: Es ist abschnittsweise sauber ausgesetzt, vor allem nach Norden bricht es ordentlich ab. Der westliche Hackenkopf (2.090m) ist schnell erreicht, weiter geht es munter luftig, ordentlich markiert, am Grat oder in der Flanke. Ich bin ganz allein, nur vor dem westlichen Hackenkopf begegnet mir ein Vater/Sohn-Pärchen in der anderen Richtung und nach dem zweiten Hackenkopf (2.125m) sehe ich einen Einzelgänger mir nachfolgen. Eine nette Tour, die aber permanent volle Konzentration erfordert und sich - wie beschrieben - ziemlich zieht. Über 2,5h dauert es, bis endlich der steile Abstieg über Wiesbergsteig beginnen kann. Dieser ist übel steil, mit etwas weichen Beinen bin ich hier recht langsam unterwegs. Ich nehme eine scheinbare Abkürzung, lande aber dann doch bei der Kaiserhochalm, und marschiere den langen Weg zurück zum Gasthof Bärnstatt (etwas über 2h vom Wiesberg).