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Zebru
Zebru, 3.735m

Alles was man sich von einer Hochtour wünscht!

Datum: 09.09.2016
Hochtour
Gipfel:
  • Zebru, 3.735m
Ortler Alpen
Anspruch: PD+
Ausgangspunkt: Rifugio Quinto Alpini
Dauer: 10:30h
Aufstieg: 950hm
Mit dabei:
  • Peter B.
Ich muss zugeben, dass ich anfangs gar nicht begeistert von dieser Tour war. Fünfeinhalb Stunden gruselige Anfahrt im Rad- und Motorradgewusel über das Stilfser Joch (2.757 m), das schon ein Abenteuer für sich ist, dann die 50EUR Hüttenjeepabzocke. Am Start an der Batia del Pastore im herrlichen Val Zebru bin ich schon bedient. Auf dem kurzen, aber knackig steilen Hüttenzustieg (ca. 800hm) komme ich aber schnell runter und spätestens als die ersten Eisflächen an der schönen Thurwieserspitze durchlugen, beginnt die Vorfreude. Nach 1:45h erreichen wir die das Rifugio Quinto Alpini (2.878m) und bekommen ein ganzes Zimmer für uns im Nebenhaus. Bequemer geht's kaum. Richtig groß wird die Vorfreude bei der Erkundungstour zum Gletscher, der in 10min von der Hütte zu erreichen ist. Leider will Peter ohne Seil und Eisen nicht über den westlichen Arm des Zebruferners gehen, dass hätten uns am nächsten Morgen 15min Ausstiegsverhauer erspart. Beim Abendessen auf der Hütte sind wenig Leute, ein Profibergsteiger ist mit ein paar jungen Bergführeraspiranten da. Wie ich schon auf der Hütte geahnt hat, war das der 8000er Bergsteiger Marco Confortola, im Nachhinein ärgert es mich, dass ich ihn nicht angesprochen haben. Am nächsten Morgen starten wir pünktlich um 6:00Uhr im Dunkeln. Dank Erkundung am Vortag ist der erste Gletscher schnell überquert, doch dann eiern wir am Ausstieg rum und müssen die 15min nach uns gestartete Gruppe als Wegpunkt nutzen. Marco gibt uns in gebrochenen Englisch den schwer verständlichen Tipp zwei Pickel und die von ihm am Vortag angebrachten Fixpunkte zu nutzen. Erst später wird uns klar wie wichtig die sind. Etwa 1,5h nach unserem Start betreten wir den zweiten Gletscherabschnitt, den nördlichen Zebrugletscher. Der ist eine ziemliche spaltige Angelegenheit, und obwohl es hier im unteren Teile aper ist, ist die Wegfindung durch das Spaltenlabyrinth gar nicht so einfach und verschärft sich nochmal im mäßig firnbedeckten Teil bis zum Ortlerpass (3.353m). Dann knickt der Gletscher um 90Grad nach Westen ab und bleibt vergleichsweise flach und harmlos bis zum Cantu-Biwak (3.535m). Das gibt uns die Möglichkeit die Schlüsselstelle der Tour, eine etwa 150m hohen Steilhang, der zum Grat hinaufführt, zu betrachten. Ich hab große Sorge, dass dieses Ding die Tour scheitern lassen kann. Der Hang ist bockhart gefroren und gut 45 Grad steil. Ich steige ein paar Meter frei hinauf und fühle mich gar nicht wohl dabei. Peter will das gar nicht versuchen. Wir haben wir Eisschrauben und drei Pickel, bis 10min vorher habe ich das für eine PD-Tour für völlig overdosed gehalten. Jetzt ist dieses Material eher knapp und der Schlüssel, dass es überhaupt weitergeht. Ich steige so hoch ich es einigermaßen verantworten kann, baue einen Fixpunkt und Peter pickelt daran gesichert - ohne Zwischensicherungen - mit seinen zwei Geräten hoch. Was wir nicht sehen konnten. Das Seil reicht genau bis zum am Vortag von Marco eingerichteten Fixpunkt, Peter hätte also seine zwei Schrauben für Zwischensicherungen nutzen können. Den Nachstieg bewältige ich ganz locker. Gut 1,5h verbraten wir mit der Aktion, es ist halb elf als wir endlich in den Felsgrat einsteigen, und erste Wolken ziehen auf. Hoffentlich wird das noch was. Der Grat ist nicht schwierig, bestenfalls eine IIer Kletterstellen, so überwiegend Gehgelände. Die Herausforderung kommt von der Brüchigkeit und der teilweise haarsträubenden Ausgesetztheit. Wie immer fühle ich mich in so einem Gelände besser als Peter, so dass wir uns auch diesmal gut ergänzen. Nach gut einer halben Stunde erreichen wir das Gipfelkreuz (3.735m). Der eigentliche Hauptgipfel ist liegt 50m entfernt hinter einen Firngrat. Da der auch nicht höher ist und wir wegen der fortgeschrittenen Zeit nicht nochmal auf Eis umrüsten wollen, belassen wir hier und genießen in einer kurzen Gipfelrast die grandiose Aussicht. Ist schon eine geile Ecke hier! Der Rest ist schnell erzählt. Ein luftige Abseilstelle am Grat, Peter lässt mich am Steilhang ab und pickelt - diesem mit Zwischensicherungen - hinunter, munteres "finde den Weg durch Spaltenlabyrinth", ein unkritischer Spalteneinbruch meinerseits, ein langer Geröllhatsch. Es ist 15:00Uhr als wir recht platt, dass Rifugio erreichen. Hätte nicht gedacht, dass mir diese Tour so viel Freude machen würde: Wahnsinns Landschaft, anspruchsvoller Geltscher, eine echte Herausforderung, ein herrlicher Grat.