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Kaltwasserkarspitze
Kaltwasserkarspitze, 2.733m

Was wir vor 25 Jahren schon gewagt haben

Datum: 06.09.2017
Bergtour
Gipfel:
  • Kaltwasserkarspitze, 2.733m
Karwendel
Anspruch: T5
Ausgangspunkt: Scharnitz
Dauer: 12h
Aufstieg: 1.800hm
Mit dabei:
  • Peter B.
Die lange geplante Südtiroltour ist dem schlechten Wetter zum Opfer gefallen, seit Anfang der Woche ist klar, dass der Freitag der einzige stabile Tag innerhalb von 11 Tagen sein wird. Für diese Jahreszeit eine ungewöhnlich lange Schlechtwetterperiode. Peter will die Fleischbank nicht angehen, da er die Nässe fürchtet und so einigen wir uns schnell darauf, die offene Rechnung aus dem Vorjahr mit der Kawaka zu begleichen. Hier muss man früh dran sein, 4:00Uhr aufstehen, um 5:00Uhr Start bei Peter, um 6:20Uhr sitzen wir auf dem Radl. Das Radln fällt mir glücklicherweise deutlich leichter als im letzten Jahr. Gegen 7:30Uhr stellen wir die Räder im Kiesbett des Birkkars ab (15km, 350hm), denn wir planen über das Hochjöchl abzusteigen. Die in der Früh noch tief hängenden Wolken sind verschwunden und es kündigt sich wie vorhergesagt ein sonniger, aber etwas diesiger Tag an. Zu Fuß geht es weiter ins Moserkar und gegen 8:00Uhr beginnen wir den Anstieg auf den Südgrat der Kawaka. Der Weg durch die Latschen ist gut geflegt und malerisch, aber auch pausenlos steil. Ein anstregender Wadelbeißer. Nach 1:45h sind die 800hm überwunden und wir machen eine kleine, aussichtsreiche Brotzeit. Etwa 30min vor uns ist ein Einzelgeher unterwegs. Es ist deutlich vor 10:00Uhr, so dass wir perfekt in der Zeit liegen. Über einfaches, zum Schluss schotteriges Gehlände, auf dem ich meine schwache Kondition zu spüren beginne, geht es in ca. 30min weiter auf den großen Heißenkopf (2.437m). Vor uns türmen sich die Sägezähne deutlich mächtiger auf als ich sie in Erinnerung hatte und tatsächlich sind es ja noch über 200hm dort hinauf. Hier beginnt der alpine Teil der Tour. Auf einem schmalen Grat erreicht man die erste der wenigen Kletterschwierigkeiten der Tour, einen ca. 4m hohen, nicht gut einsehbaren Gratabsatz, der abzuklettern oder westseitig auf schmalen Schuttbändern zu umgehen ist. Wir entscheiden uns fürs Abklettern, was wir inzwischen zügig und bombensicher meistern. Danach erreicht man die Sägezähne überwiegend in schottrigen Gehgelände ohne weitere technische Schwierigkeiten (2.660m, 11:15Uhr). Kurz davor sieht man endlich zum ersten Mal unser Tagesziel. Ein echter Wow-Effekt, der alle Reserven mobilisiert. Ab jetzt wird es luftig, man geht genau auf der Gratschneide. Zweimal weicht man in die Ostflanke aus, um schwierige Abklettereien in zwei Einschartungen zu vermeiden. An der zweiten Einschartung steht man vor der Schlüsselstelle der Tour: Ca. 5m senkrecht erhebt sich der Grat über der Scharte, ohne echte Ausweichmöglichkeit, ziemlich luftig. Bis zu einem Absatz ist es ein IIer, ok, aber das letzte Stück liegt definitiv darüber (siehe Foto). Wenn ich danach nicht direkt auf ein großes Steinmandl geschaut hätte, hätte ich nicht geglaubt, dass wir richtig sind. Peter umgeht die Stelle mit einer Hangelei in der Westflanke, die ich nicht gern gemacht hätte. Ein paar Meter weiter gilt es diesen Turm wieder abzuklettern, es bieten sich ein Riss auf der Gratlinie und einer in die Ostflanke an, beide etwas überhängend und nicht einsehbar. Peter nimmt den auf der Gratlinie, und kommt mit einem riesen Schlussschritt einigermaßen runter. Ich bekomm das gefühlt etwas besser hin, fühle mich aber nicht wohl. Das war mehr als ein IIer. Wie haben Ralf und ich das 1990 (?) geschafft? Der verbleibende Aufstieg zum Gipfel ist Gehgelände. Wir folgen vermeintlichen Trittspuren in der Flanke und kommen über die Flanke auf den Gipfel. Der Weg direkt über den Grat wäre einfacher gewesen. Anyhow: Wir haben sie, nach über 25 Jahren meine zweite Besteigung der Kawaka (2.733m, 12:30Uhr, 4:30h ab Moserkar). Die Sicht ist passabel, aber es weht ein empfindlich kalter Wind. Leider ist das alte Gipfelbuch von 1987 Anfang August ersetzt worden. Auch das Kreuz hat irgendein Arschloch zerstört. Wir bleiben ca. 45min oben und steigen zurück zur letzten Einschartung wo wir über eine Rinne in der Westflanke absteigen wollen. Dort liegt etwas Schnee, aber das Ding sieht erheblich einfacher aus, als es die Beschreibungen vermuten ließen. Tatsächlich, kaum 30min später stehen wir auf der östl. Hochjöchlspitze, ohne dass es größere Schwierigkeiten gegeben hätte. Da ist der Abstieg zum Hochjöchlich deutlich anspruchsvoller, weniger wegen der Kletterschwierigkeiten (gelegentliche IIer), sondern wegen Brüchigkeit und Ausgesetztheit. Auch das meistern wir. Es bleibt der lange Abstieg durch das östliche Birkkar, der aber mit jedem Schritt schöner und malerischer wird. Um 17:30Uhr erreichen wir die Radl, um 18:20Uhr, genau 12h nach Start sind wir am Auto. Die Bewertung mit T5, die mich zunächst verwundert hat, passt, denn am Ende waren es drei nennenswerte IIer Kletterstellen. Irgendwie wird das dieser Tour dennoch nicht richtig gerecht.