Durch große Tourenzurückhaltung in den letzten drei Wochen habe ich mich auf die ersehnte und gefürchtete Hochtourenwoche vorbereitet und dann kommt es wie so oft schon: Nach drei Wochen bestem Wetter steht eine Sauwetterwoche bevor.
Das Berner Oberland ist vorbei und mal sehen, ob in der kommenden Woche was im Wallis geht. Bevor es richtig mies wird, muss noch schnell eine Tour vor Ort her. Der Gabler ist dafür ein logisches Ziel: Gerade noch als Tagestour machbar, von Länge und Anspruch her eine gute Westalpenvorbereitung - und ja, er gehört in das Tourenbuch eines Müncheners. Also 3:25Uhr aufstehen, 4:30Uhr bei Peter, 6:40Uhr starten wir am Gasthof Finkau.
Die warmen Aprilwochen haben die gute Schneelage dieses Jahres zügig vernichtet und so müssen wir bis zum Fuß der Materialseilbahn (ca. 1.850m) die Ski tragen (ca. 1:10h). Kurz nach dem Anschnallen kommen wir auf die erste Steilstufe, die hinauf zur Moräne führt. Der Schnee ist weich, so dass dies gut ohne Harscheisen funktioniert. Das Wetter ist sonnig, aber es bläst ein heftiger Föhnwind und unser Gipfel steckt leider in Wolken. Föhn rettet eben den Hauptkamm nicht.
Nach gut 2h ist die Möräne erreicht, links davon geht es gemächlich hinauf. Etwa 30min vor uns sind zwei weitere Gruppen unterwegs, hinter uns ein Einzelgänger und eine weitere Gruppe. Hinter der Moräne biegen wir links ab, um den langen Gipfelhang an seiner vermeintlich flachsten Stelle zu bewältigen. Leider trübt es sich ein, trotz des nach wie vor kräftigen Windes werden wir den Rest der Tour im Nebel unterwegs sein.
Das letzte Stück von einem Sattel zum Gipfel erfordert Harscheisen - zumindest sind die angesichts von Härte und Steilheit ganz angebracht. Unter heftigem Pumpen erreiche ich nach 4:40h, 5 Minuten nach Peter, das Skidepot. Zwei Einheimische ziehen die Steigeisen auf, da kann ich nicht an mich halten, das muss ich auch versuchen. Peter passt wie alle anderen, ist aber bereit auf mich zu warten. Das ist sehr nett von ihm, denn als ich wieder unten bin, ist er völlig durchgefroren.
Bis zu einem ersten Gendarm ist der Grat noch einfach, dann aber wird er messerscharf und höllisch ausgesetzt. Gerade noch sehe ich die Ösis über den zweiten Gendarm verschwinden. Bis dahin komm ich noch ganz gut durch, aber der zweite Gendarm ist krass. Auf zwei kleinen Schuppen in der Ostflanke stehend muss man mit großem Schritt über den glatten Grat auf einen Tritt auf der Westseite steigen. Ich zögere lange, reiße mich dann zusammen und mit wenigen Schritten stehe oben.
Das Gipfelkreuz steht 10m weiter südlich auf gleicher Höhe, die Ösis kommen gerade zurück. Was ich sehe sagt mir, dass hier für einen Familienvater ohne Seil Schluss ist: Mit den Fersen in der Luft hangelt der Ösi auf einem 5cm breiten Simms zurück vom Kreuz. Ist aber ein cooles Foto geworden. Für den Abstieg brauch ich die volle Konzentration, der zweite Gendarm ist im Abstieg echt heftig. Dafür geht der Rest dann vergleichsweise locker.
Nun geht es in die Abfahrt. Wenige Meter unter dem Depot hat es perfekt aufgefirnt, so dass wir die tollen Steilhänge bei besten Verhältnissen erwischen. Very geil!. Ab 2.200m wird dem Firn dann Stumpf, es fühlt sich an, wie eine Fellabfahrt. Trotzdem, es lohnt immer. Um 14:00Uhr sind wir wieder am Auto.