menu
home
Patrick
homeHome
Gipfellisten
historyNach JahrpollNach AktivitätlandscapeNach GebietgroupNach Partner
Über
psychologydiesen Blogmiscellaneous_servicesdie Systematik

Impressum
Bishorn
Bishorn, 4.151m

Ein ehrlicher 4.000er

Ein einziges 2-Tages-Fenster bieten die freien 10 Tage Anfang Mai, die für die Berner-Durchquerung gedacht waren. Dieses Fenster haben wir optimal genutzt und alles erlebt, was Skihochtouren zur Königsdisziplin des Alpinismus machen. Und das mussten wir uns ehrlich erarbeiten, 2.620hm für einen Gipfel gibt es in den Ostalpen nicht.
Datum: 06.05.2018
Skihochtour
Gipfel:
  • Bishorn, 4.151m
Walliser Alpen
Anspruch: F+
Ausgangspunkt: Cabane de Tracuit
Dauer: 13:45h
Aufstieg: 2.570hm
Mit dabei:
  • Peter B.

Ein Déja-vu: Nach Wochen besten, stabilen Wetters folgt rechtzeitg zu Beginn der lange geplanten Hochtourenwoche eine höchst instabile Wetterlage. Im Norden ein Hoch, im Süden ein Dauertief, der Hauptkamm im permanenten Wechselspiel zwischen beiden.

Den Plan der Berner geben wir schnell auf und wählen das Wallis mit Basislager St. Jean als Ausweichlösung. Ich lass mich von Peter zu einer Abfahrt am 3.5 bequatschen, aber im Angesicht der realen Wetterverhältnisse vor Ort legen wir gleich am 4.5 einen Wartetag ein, den wir ganz nett im Chalet von Peters Schwager mit Peters Vater und Pancho verbringen. Dann, am 5.5, ist es endlich so weit, ein halbwegs stabiles 2-Tages Wetterfenster soll uns das Bishorn ermöglichen, alles Weitere wird sich finden.

Der Startpunkt ist nah am Chalet und so schaffen wir es trotz meines vergessenen Klettergurts um 7:45Uhr zu starten. Wie erwartet ist das Tal überwiegend ausgeapert, obwohl man eine Woche zuvor angeblich noch vom Parkplatz aus mit Skiern gehen konnte. Gleich nach 15min passiert ein erstes Missgeschick. Als wir ein von Taubächen unterpültes Schneefeld queren, bricht Peter ein und steht mit beiden Füßen so tief im Wasser, dass ihm die Stiefel volllaufen. Peter ignoriert das tapfer.

Nach knapp 3,5km mit nur 200hm Höhengewinn erreichen wir die Brücke an der sich das Tal gabelt und unser Aufstieg - in nun umgekehrter Richtung - hinauf zum Roc de la Vache führt. Auch hier können wir die Ski nur abschnittsweise einsetzen, dazwischen immer wieder Tragepassagen und Bachquerungen. Nach etwa 2h erreichen wir die Alm Le Chessio (2.082m), wo wir eine kurze Pause einlegen und den atemberaubenden Blick auf Besso, Grand Cornier und Dent Blache geniessen. Kurz nach der Alm gehen wir bis auf wenige Unterbrechungen endlich auf Skieren. Über mäßig steile Kuppen geht es in langen Kehren Kuppe um Kuppe langsam hinauf zum Roc de la Vache (2.582m), den wir Sage und Schreibe 3:45h nach Start erreichen. Was für ein brutaler Zustieg! Und wir sind nicht langsam, alle mit uns gestarteten Gruppen liegen weit hinter uns. Die Hütte ist vom Roc nur als winziger Punkt erkennbar, was einem wieder einmal eindrucksvoll die berühmten "Westalpen-Dimensionen" vor Augen führt. So was gibt's bei uns nicht.

Noch fühl ich mich ganz fit und so machen wir uns nach einer kurzen Pause optimistisch an den "Rest". Mit jedem Schritt wird die Aussicht nach Süden besser, immer Mehr Gipfel der sog. Kaiserkrone rücken in Blickfeld: Weißhorn, Zinalrothorn, Obergabelhorn, Dent Blanche. Der vor kurzem noch so beeindruckende Besso verblasst da ein wenig. Inzwischen ist es um die Mittagszeit und das gute Wetter beschert ein Bullenhitze, selbst im T-Shirt ist es heiß. Die letzten 200hm zur Hütte steilen ordentlich auf und ich spüre die 5:30h bis hierher schon sehr deutlich, so dass ich mit ein längeres Päuschen mit Engergy-Shot gönne. Das sollte sich als die richtige Taktik erweisen, denn bis zur Hütte hole ich Peter fast wieder ein, der auf die Pause verzichtet. Den Steilhang bewältige ich ganz gut, so ein Gelände beeindruckt mich inzwischen nicht mehr und auch der kleine seilversicherte Felsausstieg macht Laune. Dann nach 6:15h erreiche auch ich die Cabane de Tracuit. Mein definitiv heftigster Hüttenaufstieg bisher (1.650hm, ca. 14:00Uhr).

Die Hütte wurde 2013 neu erbaut und ist somit neuwertig, sauber und bequem, und doch nicht ungemütlich. Die Aussicht von der chilliqen Terasse ist sensationell und den gleichen Blick hat man durch die großen Panoramafenster des Speisesaal. Nicht schlecht. Die Preise sind schweizerisch, Euros rechnet man großzügig 1:1 um (13% Aufschlag). Das Abendessen ist mäßig, wir gehen früh ins Bett und die Nacht verläuft für eine Hütte vergleichsweise erholsam.

Am nächsten Morgen stehen wir mit reichlich Vorlauf um 4:20 Uhr auf. Leider hat es schon am Vorabend zugezogen und auch jetzt ist es ziemlich bedeckt mit nur kleinen Lücken. So ein Mist. Die Stimmung beim Frühstück ist aber optimistisch und tatsächlich, mit den ersten Lichtstrahlen gegen 5:30Uhr macht es auf. Gott sei Dank. Etwa 40 Leute starten mehr oder weniger gleichzeitig von der Hütte aber auf den riesigen Gletscherflächen zieht es sich schnell auseinander. Keiner seilt an, denn der Firn ist hart gefroren.

Wir erleben einen herrlichen Sonnenaufgang mit besonderen Licht und Farbenspiel. Langsam arbeiten wir uns Kehre für Kehre den abschnittsweise durchaus steilen Turtmanngletscher hinauf. Auch hier erlebt man die Westalpen-Dimensionen: Die Kehren sind zum 300m bis 400m weit, bei uns ist eine 100m-Kehre eine Seltenheit. Entsprechend zieht es sich tatäschlich fast 2:40h hin, bis wir die knapp 1.000hm bewältigt haben und das Skidepot erreichen. Die letzten 30m zum Gipfel gehen wir mit Steigeisen (nicht unbedingt nötig) und stehen so kurz nach 9:30 Uhr bei herrlichem nur leicht diesigem Wetter auf dem Bishorn (4.151m, 2:45h). Oh wie cool! Auch wenn nebenan das Weißhorn nochmal 400m höher aufragt, ist es doch Gipfelfeeling pur.

Nach etwa 40min machen wir uns an die Abfahrt. Im oberen Teil finden wir hart verpressten Pulver vor, der sehr schwer zu fahren ist. Etwa auf 3.700m trägt der Harschdeckel und wir können wie auf einer bestens präparierten, harten Piste carven. Auf der Hütte machen wir nur einen kurzen Stopp zum Rucksackpacken. Unterhalb der Hütte hat es aufgefirnt, die gut 700hm runter zu Roc de la Vache gehören sicher zu den Top-5 Skifahrten bisher, Neigung und Firn sind ideal, trotz schwerer Rucksäcke fetzen wir schnell uns sicher runter. Nach dem Gegenanstieg zum Roc de la Vache ist der Schnee faul und schwer und entsprechend schwer zu fahren, aber immerhin kommen wir bis ca. 2.100m durch. Dann folgt der lange "Boothike" zum Auto, dass wir gegen 14:00Uhr erreichen.

Wie sich spätestens am Tag drauf zeigen sollte, war das das Ende der Saison 2017/2018. Ein 2-Tages Wetterfenster für die Dufour kommt nicht mehr. Tagestouren mit Seilbahnunterstützung gehen nicht, weil Saas-Fee komplett zu hat (Allalinhorn oder Alphubel). Zermatt ist auch nur teilweise geöffnet und kostet unverschämtes Geld (ca. 150 CHF pro Mann). Zum Hochstapfen zur Lötschenlücke kann ich mich nach der Tour nicht mehr motivieren, auch wenn Peter darüber etwas frustriert ist. So bleibt es ein genialer Saisonabschluss mit etwas hohem Reiseaufwand (6 Tage, ein Gipfel).