Nach einer Nacht mit wenig Schlaf bin ich ganz froh, dass Peter aus dem gleichen Grund die Nord-/Südüberschreitung als Alternative vorschlägt. So starten wir recht früh um 7:15Uhr bei noch fast unangenehmer Kühle in einen herrlichen Tag.
Nach etwa einer halben Stunde haben wir die schattige Westseite des Guffert hinter uns gelassen und treten in das sonnige Weißbachltal. Ein wirklich schönes, einsames Wandergelände unterhalb der steilen Nordwand des Guffert. Auf dem Weg treffen wir auf einen vom darunter laufenden Bach durchhöhlten Schneekolk (es ist Juli!), der ein paar spektakuläre Fotos hergibt. Gut zwei Stunden schlängelt sich der malerische Pfad auf nahezu konstnter Höhe bis zu einer grasigen Schulter oberhalb der Issalm. Hier geht es recht steil den Grasrücken nordwärts hinauf zum an einer Höhle weithin gut erkennenbaren Einstieg in die felsige Nordflanke.
Der Felsteil beginnt mit einem mit Drahtseil und Trittstiften versicherten leichten Kletterabschnitt (I.), der dann recht schnell in luftiges Schrofengelände mündet. Nur schön, keine echte Herausforderung. Nach wenigen Minuten erreichen wir einen latschenbewachsenen Gratrücken, über den man die von hier aus endlos wirkendene Steile Schrofenflanke unterhalb des Gipfelaufbaus erreicht. Mühsam kämpfen wir uns etwa eine halbe Stunde lang durch diese steile Plackerei, bis wir auf dem Grat mit einem feinen Ausblick auf Rofan und die Zentralalpen belohnt werden.
Von hier aus ist es nicht mehr weit zum Gipfel, etwa 25min und ein paar Ier-Klettereien später stehen wir oben (ca. 3:45h, 2.194m). Es es gut was los, fast alle sind aber von Süden aufgetiegen. Man sieht von hier sehr gut unseren ursprünglich geplanten Westgrat ein, der von hier ziemlich respekteinflösend aufsieht.
Und wie immer finden wir unseren Meister. Auf dem Westgipfel steht einer, mit nacktem Oberkörper, allein. Gespannt beobachten wir er die steile Rinne abklettert auf das furzschmale Grasband zu, über das man zum Hauptgipfel rüber muss. 100% Absturzgelände, das verzeiht keinen Fehler. Komisch, der Typ hat nix dabei, und eiert auch etwas beim Laufen. Kurz drauf ist das Rätsel gelöst, der Bursch - Ende 20 - ist von Hauptgipfel rübergegangen, ohne Seil und barfuß!
Der Abstieg über die Südseite führt zu 90% durch langweilige Latschengassen. Den Abzweig zum Westgrat erkennen wir nicht. Zum Abschluß marschieren wir noch gut eine halbe Stunde entlang der Straße und wuendern uns über die zahlreichen muslimischen Familien, die am Bach Picknick machen.