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Große Arnpitze
Große Arnpitze, 2.196m (Überschreitung)

Gar nicht so leicht, die light Variante

Auch beim 2. Versuch fühlt sich Peter nicht in guter Verfassung. Daher gehe ich die Überschreitung solo an, umgehe aber die mittlere Arnspitze. Auch so ziemlich anspruchsvoll.
Datum: 01.08.2020
Bergtour
Gipfel:
  • Große Arnpitze, 2.196m
Wettersteingebirge
Anspruch: T6
Ausgangspunkt: Ahrn
Dauer: 8:30h
Aufstieg: 1.400hm
allein unterwegs

Neuer Versuch am heißesten Tag des Jahres. Wir starten schon in der Früh um 7:00Uhr am Parkplatz in Ahrn und sind bereits nach 45min am hohen Sattel. Hier gehen wir - anders als beim letzten Mal - zunächst direkt weiter zur großen Arnspitze. Auf dem langen Weg durch die schotterige Südflanke bewährt sich der frühe Start, es ist warm aber nicht heiß, ganz angenehm. Schon bei den ersten T4-Stellen, die ein wenig Handeinsatz erfordern, wirkt Peter unsicher und mir wird klar, dass auch heute die Chancen für ein Gelingen der Überschreitung gering sind.

Nach etwa 1:50h erreichen wir die hübsche und gemütliche Arnspitzhütte und machen dort eine Brotzeitpause. Hier stößt der Weg von Mittenwald dazu, auf dem uns die erste Wanderin des Tages begegnet. Es wird auch für den Rest des Tages recht einsam bleiben. Die verbleibenden 250hm zum Gipfel führen direkt und steil durch hübsches Schrofengelände zügig nach oben, so dass wir die große Arnspitze (2.196m) schon nach 2:40h in der Tasche haben.

Natürlich bietet die große Arnspitze den besten Ausblick auf die Überschreitung. Die sieht in der Tat repekteinflößend aus, obwohl man den meines Erachtens heikelsten Teil - den Abstieg vom Voripfel der mittleren Arnspitze - gar nicht sieht. So können die ausgiebige Brotzeitpause, das feine Wetter und die herrliche Aussicht nicht darüber hinwegtäuschen, dass es mit Peter heute nichts wird. Wenigstens bietet er an, allein abzusteigen, so dass ich es solo versuchen kann. Mir scheint das absolut verantwortbar, Peter ist erfahren und fit genug um sicher alleine runterzukommen. Er begleitet mich noch ein paar Meter auf den Grat, dreht dann aber bald um.

Die Überschreitung beginnt mit einem steilen Abstieg von ca. 150hm in Schrofen, Schotter und Latschen, dann geht es in etwa horizontal am Grat entlang. Eine erste Kletterstelle, bei der ich möglicherweise nicht den einfachsten Weg finde, ist selbst abgerundet kein II+ mehr. Ich komme sicher hoch, aber das Herz klopft schon ordentlich. Wenig später gilt es, die Schwachstelle an einer gut 10m abbrechenden Kante zu finden. Selbst als ich endlich in der Nordflanke ein Steinmandl finde, ist noch lange nicht klar, wie man hier nur mit IIer-Kletterei runterkommt. Es gelingt mir dann aber doch ganz sicher.

Spätestens hier steht mein Beschluss die mittlere Arnspitze auszulassen. Das "böse Band" schockt mich nicht. Aber die IIer-Abklettereien bis hierher reichen mir schon. Auf dem westlichen Vorgipfel der mittleren Arnspitze ist die Wegfindung deutlich schwieriger und Absturzgefahr erheblich größer. Das geht nicht, wenn ich völlig allein bin.

Wie beschrieben zweige ich am "bösen Band" zur Umgehung auf einer gut erkennbaren Trittspur in die Nordflanke ab. Leider verliert sich die Spur schnell (oder ich sie). Ich peile im freien Gelände den tiefsten Ausläufer des Gipfelaufbaus an, doch als ich nach ca. 30min "um's Eck" bin, stelle ich fest, dass ich zu weit abgestiegen bin und mir ein tiefer Graben den Weg versperrt. Also zurück! Nach etwas Suchen finde ich ein steiles Band, das hoffentlich wieder auf den Grat führt. Einsehen kann man es leider nicht. Über einen etwas heiklen Zugstieg erreiche ich das Band, durchsteige es in etwa 20min und habe Glück: Ich stehe wieder auf dem Arnspitzgrat. Allerdings gut 150hm westlich des Punktes, an dem ich landen wollte. Anyhow. Gut 1h hat mich die Umgehung gekostet.

Nach einer kurzen Stärkung geht es an die Schlussetappe. Der Plattenschild der Arnplattenspitze sieht von hier (für mich) fast unbezwingbar aus. Ich weiß aber aus vielen Berichten, dass das Ding deutlich leichter ist als es aussieht. Zunächst geht es aber erstmal auf steiler Latschengasse etwa 100hm hinauf. Dabei führt die Pfad oft direkt an der Abbruchkante der Nordflanke entlang. Auch wenn ich 100% schwindelfrei bin, lege ich keinen gesteigerten Wert darauf, da runter zu schauen. Wie erhofft, ist es gar nicht so schwierig, in den von unten schmal erscheinenden Rissen kann man teilweise gehen, nur kurz unter dem Gipfel ist ein etwas abdränger Block nicht ganz leicht zu überwinden.

Geschafft! Um halb eins, gut fünfeinhalb Stunden nach unserem Start, stehe ich auf dem Gipfel der Arnplattenspitze (2.170m). Die Anspannung lässt nach und schlagartig setzt die Erschöpfung ein. Ich verzichte noch auf mein Gipfelbierchen, denn die IIer-Abkletterei von der Arnplattenspitze ist ebenfalls nicht Ohne.

Nach der Abkletterei ist das letzte bißchen Körperspannung draußen und ich schleppe mich elend langsam runter zum hohen Sattel. Dort erst gönne ich mir eine ausgiebige Pause und mein Bierchen, das mich erstaulicherweise gut belebt. Den 25 EUR Strafzettel am Parkplatz nehme ich so einigermaßen gelassen.