Wieder einmal anders als gedacht. Eigentlich hätte es auf den Säuling gehen sollen. Wegen der Entfernung hätte eine gemeinsame Anfahrt ja absolut Sinn gemacht, aber auf das Makentragen konnten wir uns nicht einigen. Auch am Tag danach hängen Frust und Gereiztheit noch nach. Wir einigen uns auf ein nicht zu anspruchsvolles Genußziel, das Raum und Luft lässt sich in Ruhe auszusprechen.
Natürlich gelingt es auf den 2h zum Wörnersattel nicht alle Unterschiede in Einstellungen, Überzeugungen, Lebensumständen und Prioritäten auszuräumen. Aber wir sind uns beide einig, dass eine gut eingspielte Seilschaft mit gleichen Interessen und Heransgehensweisen viel zu wertvoll ist, als dass wir sie wegen unterschiedlicher Sichten auf das Corona-Thema gefährden sollten. Was auch immer das für die Tourenplanung der nahen und mittleren Zukunft konkret bedeutet.
So erreichen wir nach ca. 2:30h bei bestem, leicht föhnigem und warmen Herbstwetter den Wörnersattel, wo wir eine kleine Brotzeitpause einlegen, bevor wir in den Fels einsteigen. Nach zwei Kletterzügen sind erstmal ca. 250hm Gehen im Schrofengelände angesagt, mal an der Gratkante, mal weiter entfernt davon. Der Weg ist (fast zu) dicht markiert und nicht zu verfehlen. Obwohl der Wörner viel begangen ist, ist es doch recht bröselig, und man muss gut aufpassen keinen Steinschlag auszulösen.
Auf etwa 2.300m quert man ca. 150m auf einem Band in die Südwestflanke ein. Dort warten eine paar nette Kletterstellen mit spekatkulärem Tiefblick ohne wirklich gefährlich ausgesetzt zu sein. Echtes Genußklettern eben. 50hm unter dem Gipfel steigt man durch eine schräg nach Norden ziehende Rinne zurück zum Grat. Kurz darauf erreichen wir das Gipfelplateau (2.476m, 3:55h).
Wie an einem so schönen Tag zu erwarten ist es leider bumsvoll, gut 20 Leute drängen sich auf dem Gipfelplateau. Nichts für Verfechter von Abstandsregeln. Wir bleiben ca. 30min zu Rast und Bortzeit. Wie immer zeiht sich der Rückweg ziemlich hin. Den Alternativweg an der Hochlandhütte lassen wir liegen, ich hatte mir das nicht angesehn und befürchte eine unnötigen Talhatscher.