Nachdem Peter für diesen Traumwettertag kurzfristig abgesagt hat, fällt die Wahl nicht schwer. Gute Schneelage im Ammergebirge und eine über 10 Jahre alte offene Rechnung machen diese Tourwahl geradezu logisch.
Um 7:45Uhr starte ich am Parkplatz Sägertal, gleich nach der Brücke ist die Schneelage ausreichend, um mit Skiern aufzustiegen. Es hat zwar über Nacht nicht mehr gefroren, aber selbst im Wald ist die Schneelage gut, nur einmal muss ich für eine Bachquerung kurz abschnallen. Es ist recht einsam, erst kurz vor dem Rücken treffe ich auf einen vor mir Gestarteten, mit dem ich mich ausgiebig duelliere. Ich alter Esel kann das nicht lassen.
Nach etwa 1:20h trete ich aus dem Wald in das freie Gelände des Ostrückens und kann den von hier den durchaus alpin wirkenden Gipfelaufstieg gut einsehen. Ein wirklich steiler Aufschwung über 20-30m gefolgt von einem Firngrat und einem Schlussanstieg im Fels.
20min später erreiche ich den Vorgipfel, vor dem einige Leute Rast machen. Ich umlaufe den Vorgipfel ostseitig, steige so weit es entspannt geht mit den Skiern auf und mache Depot. Nach den ersten Schritten im harten Harsch lege ich die Steigeisen an. So erreiche problemlos über eine steile, harte Flanke den Grat. Hätte ich nicht ohne Steigeisen machen wollen.
Die seilversicherte Passage nach dem Firngrat ist eisig und an einer Stelle auch exponiert, auch das no-way ohne Eisen. So erreiche nach 2:30h mit etwas Herzklopfen den Gipfel. Kein Lüftchen geht und kurz nach 10:00Uhr ist es schon so warm, dass man ohne Hemdwechsel eine Weile entspannt bleiben kann.
Der Abstieg ist Dank Drahtseil gut zu machen. Firngrat und Flanke sind schon etwas weicher, aber immer solide genug. Vor dem Skidepot kommen mir zwei gleichzeitig mit mir Gestarte entgegen, die - ohne Steigeisen - nach wenigen Versuchen den Gipfelanstieg abbrechen. Ebenso geht es einem Vater/Sohn Pärchen, die ich besorgt beobachte, weil sie wirklich kurz davor sind in meinen (schlecht gewählten) Rastplatz zu stürzen. Lag ich wohl nicht so falsch.
Was die Abfahrt betrifft, entscheide ich weniger gut. Weil ich wie immer den Kanal nicht voll kriege und ganz cool sein will, fahre ich über die Nordflanke ab. Ich bekomme die volle Packung: Auf vereisten Harsch folgt Bruchharsch, in dem es mich sogar legt. Dann folgt zementschwerer Sulz, in dem ich mich verfahre, und vor einem Abbruch zu Fuß wieder aufsteigen muss.
Aus Faulheit ignoriere ich den Rat von tourentipp.com, vom Fuß der Flanke wieder zum Aufstiegsweg aufzusteigen, sondern schiebe mich auf der von Wandereren völlig zertrampelten Spur ins Sägertal. Diese Spur ist bald so durchweicht und zerstört, dass ich querfeldein mit gebuckelten Skiern durch den Wald absteige bis ich auf den Forstweg treffe. Auch der ist ein Elend. Und im Tal wird's nicht besser, gut 2,5km schieb ich mich im Doppelstock da raus, immer wieder unterbrochen durch Tragepassagen. Warum einfach, wenn's auch mühsam geht.