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Rauher Knöll
Rauher Knöll, 2.277m

Rauhe Jubiläumstour

Eine wirklich würdige Tour für den 400sten Eintrag im Tourenbuch.
Datum: 10.10.2021
Bergtour
Gipfel:
  • Rauher Knöll, 2.277m
Karwendel
Anspruch: T5
Ausgangspunkt: Grameialm
Dauer: 8:00h
Aufstieg: 1.050hm
Mit dabei:
  • Markus

Eigentlich war die Tour schon abgesagt. Peter war partout nicht für diesen Berg zu gewinnen und am Ende wollten wir zu Markus Besuch doch lieber was zu Dritt machen. Erst um 6:00 in der Früh, als Peter nach einer durchwachten Nacht absagt, steht der Knöll wieder überraschend auf der Agenda.

Es hat dichten Nebel als wir um 8:30Uhr an der Gramei-Alm starten und unser Plan, die Schneeverhältnisse "on sight" zu beurteilen scheint zunächst aussichtslos. Aber schon nach 15min reißt es auf. Ein herrlicher Tag liegt vor uns und in der Westwand des Knöll liegt fast keine Flocke, obwohl die umliegenden Nordflanken alle weiß sind. Wenn das kein gutes Omen ist.

Knapp 2h benötigen wir, um uns durch das steile Kar bis an den Fuß des ersten Felsriegels heranzuarbeiten. Auch wenn es bis hier noch gar keine technischen Schwierigkeiten gibt, ist es dennoch nicht einfach. Der Untergrund ist locker, und viele der Steine, auf denen man kurz zu stehen versucht, setzen sich rasch in Bewegung.

Vorsichtig queren wir wie im Führer beschrieben nach rechts zu einer schon unten identifizierten Rinne. Doch je näher wir kommen, desto unsicherer werden wir. Wo sind die Schrofen, die es zu queren gilt? Diese Rinne soll "ausgewaschen" sein? Wie soll es denn da weiter gehen? Wir steigen auf die seitliche Begrenzung der Rinne und erblicken wieder eine Rinne. Die sieht viel besser aus, die muss es sein! Aber schon nach 20min sind wir wieder zurück, da drüben passte rein gar nichts zur Beschreibung.

Also zurück in die schiache Rinne. Tatsächlich führt nach etwas IIer-Kletterei ein Riss nach links heraus und es öffnet sich eine breite Schuttreiße. Passt das zur Beschreibung? Wo sind die versprochenen Steinmandl? Immerhin sind auf den nächsten 50hm keine ernsthaften Schwierigkeiten zu erkennen, so dass ich meinen kurzen Gedanken ans Abbrechen beiseite schiebe.

Der Ausstieg aus der Schuttreiße gestaltet sich wegen seiner Brüchigkeit ziemlich heikel, so dass ich schon wieder zweifle, ob das alles noch Sinn macht. Aber genau in diesem Moment stehe ich vor dem ersten eindeutig erkennbaren Steinmandl. Du kommst im rechten Moment, denke ich mir und Markus fühlt sich in seinem unerschütterlichen Optimismus nur bestätigt.

Zwei weitere Steinmandl klären die nächsten 30hm entlang des Rinnenrandes. Aber schon bald ist es - zumindest für mich - wieder mehrdeutig. Überflüssige Markierungen gibt es hier definitiv nicht. Dem Auschlussprinzip folgend steigen wir links unterhalb des nächsten Felsriegels nach Norden. Wenig später läuft der Felsriegel aus und wir können im Gehgelände direkt nach oben stiegen - wobei Gehgelände deutlich einfacher klingt als es ist.

Wieder finden wir Steinmandl, doch die lassen wir rechts liegen, denn in der Rinne daneben ist der Untergrund deutlich griffiger. Jetzt kommt endlich der Gipfelaufbau ins Blickfeld - und zwei weitere Bergsteiger, die vom Nordgrat kommen. Das gibt es doch nicht! Ca. fünfzehn Besteigungen hat es laut Gipfelbuch in den letzten 12 Monaten gegeben, und wenn wir da sind, müssen wir uns den Gipfel teilen! Anderseits tut es zumindest mir ganz gut zu wissen, dass man nicht völlig allein hier ist.

Wenig später stehe ich am Gipfelaufbau, den man durch eine kleine Schlucht umgeht, um dann auf der Ostseite hochzusteigen. Ein etwas heikler Abstieg in die Flanke und noch etwas Sucherei, bis man einen Weg nach oben findet, der nicht mehr als einen IIer verlangt. Drei Herzklopfzüge und es ist geschafft. 5min später trifft Markus ein. Den Gipfel haben wir! Immerhin gut 4:30h für nur etwa 1.000hm.

Schon cool hier oben zu sein, sogar Steinböcke sichten wir. Aber die Kühle, die späte Uhrzeit und das flaue Gefühl vor dem Abstieg lassen uns nicht zu lang bleiben. Auf Anraten unserer Gipfelpartner steigen wir südseitig ab und umlaufen den Gipfelaufbau. In der Tat weniger schlecht, als den luftigen IIer oberhalb der gähnenden Ostwand abzuklettern.

Insgesamt verläuft der Abstieg trotz einiger lockerer Felsen und - Gott sei Dank harmloser - Steinschläge ziemlich unproblematisch. Nachdem die Schlüsselstelle überwunden ist und wir den steilen Teil des Kars hinter uns gelassen haben, holen wir unser Gipfelbierchen nach. Im warmen Nachmittagslicht beginnt sich der after-summit Mode einzustellen...